In Ehren ergrautes Hip-Hop-Amalgam
"Ah machen!” muss man jetzt nicht mehr nur beim Zahnarzt, sondern auch bei Rap-Legenden. Und wer nicht spurt, dem droht eine ganz schön quälende Behandlung. So geschehen beim Auftritt von De La Soul in der gut gefüllten Backstage-Praxis. Die drei Doktoren aus New York lassen ihre Hip-Hop-Patienten bis 22 Uhr warten, bevor sie ein kollektives „Ah!”- Gebrüll einfordern und nach ausgestreckten Armen Ausschau halten. Am Bühnenrand wagt es doch ein Mann von der Security, nicht mitzumachen. Kurz entschlossen unterbrechen die Ü-40-Rapper spielerisch-erbost ihre Show, bis der Aufpasser klein beigibt.
Fast 90 Minuten vollführen die dreisten Drei für ihre partywilligen Fans eine Old-School-Hip-Hop-Orgie voller in Ehren ergrauter Amalgam-Hits wie „Me, Myself and I” aus dem nie wieder erreichten Kultalbum „3 Feet High and Rising”. Die Rap-Ärzte wissen, wie man die Stammgäste bei der Stange hält: Man hetzt die Meute „gegeneinander” auf, indem man ihre Feierqualitäten anzweifelt, gibt sich allerlei clownesken Posen hin, und unterbricht den gut geölten Sprechgesangs-Flow mit kleinen Geschichten, um ein wenig zu verschnaufen.
Es sei ihnen gegönnt, denn im Gegensatz zu anderen Gangster-Rappern verzichten De La Soul auf protzige Selbstfeier-Rituale und brechen auchmit gängigen Hierarchien. Hier gibt es keinen marktschreierischen Assistenten, der dem Star die Stichwörter zuspielt. Alle Bandmitglieder sind gleichberechtigt. Auch DJ Maseo verlässt immer wieder seine Kanzel, präsentiert in der mitreißenden „Ring Ring Ring(Ha Ha Hey)”-Zugabe einen ausgefallenen Robotertanz und lässt sich zum Schluss wie ein Rentner auf die Beine helfen. Bei soviel Schabernack fällt nicht ins Gewicht, dass der Vorgeschmack aufs lange angekündigte neue Album ausfällt.