In die Action gepeitscht
Der Russe Timur Bekmambetov inszenierte für Hollywood „Wanted“, ein sinnfreies, aber flottes Popcorn-Spektakel mit Starbesetzung.
Was in Zeiten des Kalten Krieges als unvorstellbar galt, gehört in Hollywood inzwischen zur Realität: Einem russischen Filmregisseur die volle Kontrolle über eine 80 Millionen Dollar teure US-Comic- Verfilmung zu übertragen. Und Ost-Import Timur Bekmambetov („Wächter der Nacht") liefert mit der Mark- Millar-Adaption „Wanted" genau das, wofür man ihn mit viel Geld aus Moskau loseiste: Atemberaubende Action ohne Netz und doppelten Boden.
Wesleys (James McAvoy) Leben ist die Hölle: Der Bürojob ödet ihn an, von seiner Chefin wird er täglich schikaniert und seine Freundin betrügt ihn mit einem verhassten Kollegen. Dieser Alltagsterror hat ein Ende, als Wesley in einem Supermarkt auf die anziehend- mysteriöse Fox (Angelina Jolie) trifft.
Berühmtester Attentäter der Welt
Von ihr erfährt Wesley, dass sein verschollener Vater der berühmteste Attentäter der Welt war und gerade von dem Killer Cross (Thomas Kretschmann) um die Ecke gebracht wurde. Auf weitere Erklärungen muss der fassungslose Wesley vorerst verzichten, denn Cross eröffnet auf beide plötzlich das Feuer.
Nach einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd kann Cross abgeschüttelt werden und Wesley wird zu Sloan (Morgan Freeman), dem Anführer einer bizarren Bruderschaft, gebracht. Sloan behauptet, dass seine Auftragsmörder-Organisation seit Jahrhunderten im Geheimen dafür sorgt, dass die Welt nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Um das zu erreichen, jagt sie all diejenigen, die der Menschheit in Zukunft schaden könnten.
Popcorn-Spektakel
Wesley soll nun in einem anstrengenden Kampf-Training darauf vorbereitet werden, die Rolle seines Vaters einzunehmen und den Mord an ihm zu rächen. Zugegeben, die Geschichte klingt an den Haaren herbeigezogen, doch dem ehemaligen Videoclip-Regisseur Bekmambetov schwebte mit seinem „Matrix"-Verschnitt auch nur ein klassisches Popcorn-Spektakel vor.
Und das ist dem Bilder- Magier gelungen. Von der ersten Minute an gibt Bekmambetov ein peitschendes Tempo vor, das dem Zuschauer bis zum Schluss keine Verschnaufpausen gönnt. Selten sah man so spektakuläre, kreativ-brutal gestaltete Actionszenen, die von der weitgehend sinnfreien Handlung geschickt ablenken. Da fliegen zum Beispiel Pistolenkugeln in Superzeitlupe um die Ecke oder krachen sündhaft teure Sportwagen in fahrende Züge.
Diese optischen Schauwerte würzt Bekmambetov mit erfrischender Ironie und überraschenden Wendungen. Unter den hochklassigen Schauspielern ragt der junge Schotte James McAvoy hervor, der beweist, dass er nicht nur in Kostümfilmen („Abbitte") eine gute Figur abgibt.
Florian Koch
Kino: Leopold, Mathäser, MaxX, Neues Gabriel, Museum Lichtspiele in OF R: Timur Bekmambetov B: Michael Brandt, Derek Haas, Christ Morgan K: Mitchell Amundsen (USA, 110 Min.)
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