Im Wannenbad mit Soul-Gitarre

Audio von Carbonatix
Anastacia begeisterte die Fans in der fast ausverkauften Philharmonie
Die meisten Konzerte beginnen mit ordentlichem Krawall, umtost von Tänzern und Schlagzeugsoli, und enden intim auf Barhockern. Anastacia macht das umgekehrt. Wie sie mit „One Day In Your Life“ ihr Konzert eröffnet, erweckt sie den Eindruck, auf große Show überhaupt keinen Bock zu haben. Sie gibt sich natürlich, locker und bewegungsfaul – nur, um dann doch anderthalb Stunden später die Discomaus auszupacken.
In der fast ausverkauften Philharmonie, die eher selten mit Poprock in Berührung kommt, muss Anastacias Schlagzeuger hinter Plexiglas. Suboptimal ist der Sound trotzdem: Die Keyboards gehen kläglich unter, die Stimmen sind zumindest in den vorderen Reihen deutlich zu laut. Das ist aber nicht schlimm, denn ihretwegen sind die Fans ja gekommen.
Komisches Talent
Anastacia klingt so schwarz, wie sie blond ist, und auch ihre Backgroundsängerinnen sind eine wahre Freude. Neben einer mehr als zweistündigen Packung gitarrenlastigen Souls lässt die Regie zwei Tänzer auf einem Plateau performen, unter anderem eine akrobatische Nummer, die vom entspannten Wannenbad zur Flugshow wird.
Anastacia selbst zeigt ebenfalls ungeahntes Talent – zur Komikerin. Mal macht sie auf ihre im Dunkeln leuchtenden Zehennägel aufmerksam, mal demonstriert sie, was auf der Bühne alles schief gehen kann in Sachen Treppensturz, mal kokettiert sie mit ihrem angeblichen Pech mit Männern.
Die Rockröhre lässt Anastacia erst bei „Paid My Dues“ heraus, bevor sie „I’m Outta Love“ als Disconummer neu interpretiert. Ob das in der Philharmonie so gut platziert ist, sei dahingestellt – die Fans jedenfalls sahen sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Julia Bähr
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