Im Kino: „Surrogates – Mein zweites Ich“
„Surrogates – Mein zweites Ich“: Designeranzug, blonde Haartolle, faltenlose, glatt rasierte Haut: In diesem Aufzug hat man Bruce Willis noch nie erlebt.
Die Irritation, die Regisseur Jonathan Mostow („Terminator 3") mit dieser Imagekorrektur beim Zuschauer auslöst, ist beabsichtigt. Denn die Welt, die er in seiner packenden, an „I, Robot" (2004) erinnernden Sci-Fi-Utopie „Surrogates – Mein zweites Ich" zeichnet, hat mit der unsrigen (noch) wenig gemein. Im Jahre 2017 bestimmen ferngesteuerte Roboter in Menschengestalt, genannt Surrogates, das Straßenbild. Ihre Benutzer steuern sie bequem von zu Hause aus. Größe, Alter und Geschlecht der technisch perfekten Doubles lassen sich anpassen. Das hat zur Folge, dass die Verbrechensrate gegen Null tendiert, Diskriminierungen der Vergangenheit angehören. Als der Sohn des Surrogates-Erfinders Lionel (James Cromwell) vor einem Nachtclub ermordet wird, steht die Polizei vor einem Rätsel. Denn mit dem Tod des Hi-Tech-Doubles starb auch sein menschlicher Gebieter. Die Ermittlungen der FBI-Agenten Tom Greer (Bruce Willis) und Jennifer (Radha Mitchell) führen zu The Prophet (Ving Rhames), einem fanatischen Surrogates-Hasser, der die „heilsbringende" Erfindung bekämpft, wo er nur kann.
„Tu was du willst, sei wer du willst!", verkünden die Werbesprüche der Surrogates-Erfinder. Von emotionaler Kälte und mangelnder Individualität erzählen sie nichts. Diese Erfahrungen muss Greer machen, als er kahlköpfig, bärtig und faltig aus seinem Zimmer kriecht, um den Fall zu lösen. In diesen bedrohlichen Sequenzen blitzt Mostows überspitzte Kritik am Schönheitsdiktat der Modewelt auf, die in der actionlastigen Inszenierung ansonsten fast unterzugehen droht.
Florian Koch
Kino: Mathäser, Royal. R: Jonathan Mostow (USA, 89 Min)
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