Im Kabinett für Kenner

Ein Augsburger Meister der Renaissance: Die graphische Sammlung zeigt Drucke des bedeutenden Dürer-Zeitgenossen Daniel Hopfer in den Räumen der Pinakothek der Moderne
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Ein Augsburger Meister der Renaissance: Die graphische Sammlung zeigt Drucke des bedeutenden Dürer-Zeitgenossen Daniel Hopfer in den Räumen der Pinakothek der Moderne

Ohne ihn wären Rembrandts und Goyas virtuose Radierungen so nicht möglich gewesen: Der Augsburger Renaissance-Meister Daniel Hopfer (1471 – 1536) erfand die Ätzradierung auf Eisen – eine Technik, die Künstler späterer Jahrhunderte verfeinerten. Jetzt präsentiert die Graphische Sammlung Hopfers vielfältiges graphisches Oeuvre. Ohne die Erläuterungen aus dem neuen Werkkatalog ist man in der Ausstellung allerdings ein bisschen verloren.

Der Dürer-Zeitgenosse Hopfer war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung: Als innovativer Techniker und als Übermittler der italienischen Renaissance-Kunst nördlich der Alpen – wo die Freie Reichsstadt Augsburg ein frühes Zentrum der Renaissance wurde.

Nach Vorlagen

Als Künstler war Hopfer weniger erfindungsreich, meist arbeitete er nach den Vorlagen berühmterer Kollegen wie Dürer, Burgkmair und Mantegna. Leider werden in der Schau die Vorbilder der ausgestellten (und allesamt nicht genau datierbaren) Werke nicht näher erläutert.

Das Faszinierende an Hopfers Bildern erschließt sich aber auch aus der Anschauung: Es liegt in der Tatsache, dass seine Druckkunst die Ideenwelt der Spätgotik mit der Menschen-Darstellung der Neuzeit verbindet. Da steht eine Mittelalter-Szene wie „Drei Hexen schlagen den Teufel“ neben einem antikisierenden „Kampf der Meergötter“, da treffen Tierköpfe, die an die Säulenfriese gotischer Kathedralen erinnern auf ein sinnenfrohes „Bacchanal“.

Für Laien etwas eindimensional

Von überbordendem Formenreichtum sind Hopfers herrliche Grotesken voller exotischer Pflanzen und fabelhafter Mischwesen. Seine winzige Madonna, die aus einer dichten Hecke mit Erdbeerranken schaut, prägt sich ein. Kulturgeschichtlich interessant sind die detaillierten Darstellungen der Landsknechte Maximilians I. oder der Mamelucken-Reiter und Osmanen zu Pferde.

In den Porträts schließlich, etwa in dem des Mönches Martin Luther (nach Cranach) oder des „lustigen Rats“ am Hofe Kaiser Maximilians I., Kunz von Rosen, begegnen dem Betrachter trotz der Darstellung in Schwarzweiß höchst lebendige Charakterköpfe. Die Ausstellung bietet ein kostbares Kabinett für Kenner, doch für interessierte Laien bleibt sie eindimensional.

Roberta De Righi

Bis 31. Januar, Di – So, 10 bis 18, Do bis 20 Uhr, Werkverzeichnis 46 Euro

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.