„Ich wurde seelisch kaputt gemacht“

Zehn Jahre war Heiner von Rönn bei Scientology, dann stieg er aus - aber der Preis war hoch. Er hatte seine Familie verloren und sehnt sich nach seinen Söhnen, die er jetzt vier Jahre nicht gesehen hat.
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Zehn Jahre war Heiner von Rönn bei Scientology, dann stieg er aus - aber der Preis war hoch. Er hatte seine Familie verloren und sehnt sich nach seinen Söhnen, die er jetzt vier Jahre nicht gesehen hat.

Dass er nicht früher aufgewacht ist, macht ihm bis heute zu schaffen. Zehn Jahre lang war Heiner von Rönn Scientology-Mitglied, vor 15 Jahren stieg er aus. Der Preis der Freiheit war groß. Er stand nicht nur vor dem finanziellen Ruin. Von Rönn hat seine Familie verloren, unterlag im Sorgerechtsstreit seiner Ex-Frau. Seit vier Jahren hat er gar nichts mehr von seinen Söhnen gehört, die heute 22 und 28 Jahre alt sind.

Der ARD-Film „Bis nichts mehr bleibt“ beruht größtenteils auf von Rönns Erlebnissen. „Ich will die Menschen vor Scientology warnen“, sagt der Hamburger der AZ.

1984 fing seine Katastrophe scheinbar harmlos an. Von Rönns damalige Frau war seit einigen Monaten bei Scientology, der zweijährige Sohn war in einem Kindergarten der Organisation. Als er ihn abholte, überredete man von Rönn zu einem Kommunikationskurs. „Scientology sucht immer die Schwachstelle eines Menschen“, sagt er. Einen Kurs nach dem anderen hat er gemacht und dafür mehr als 130000 Mark bezahlt.

„Am Anfang wird man sehr behütet, fühlt sich in dieser Gesellschaft wohl“, sagt von Rönn. Der Druck fing an, als er Hausmeister in der Hamburger Zentrale wurde. Er merkte bald, wie Mitglieder manipuliert und indoktriniert wurden. Er selbst habe stundenlang am Lügendetektor gehangen, erzählt er. So lange, bis er dem Gegenüber erzählte, was es hören wollte.

Privatleben gab es keines mehr. Von Rönn erzählt, wie er an den Punkt des Ausstiegs kam. Eigentlich ein banaler Anlass: „Richtig sauer bin ich geworden, als ich einmal einen Tag frei haben wollte, man mir das aber verweigert hat.“ Mit seiner jetzige Frau Astrid, die er bei Scientology kennengelernt hat, haute er ab.

Anfangs sah von Rönn seine Söhne regelmäßig, aber dann sagte ihm der Ältere ins Gesicht: „Wenn du nicht zu Scientology zurückkommst, will ich dich nicht mehr sehen.“ Heute ist der 52-Jährige eine „suppressive person“, wurde von Scientology zum Feind erklärt, weil er in der Öffentlichkeit redet. „Kein Scientologe darf deshalb mit mir sprechen“, erklärt er. „Auch meine Kinder nicht.“

Heute sagt von Rönn: „Ich wurde seelisch kaputt gemacht.“ Noch heute fällt es ihm schwer, über die Vergangenheit zu sprechen. „Die zahllosen Kommunikations-Kurse von Scientology haben mir nichts gebracht. Von meiner jetzigen Frau habe ich mehr gelernt als bei Scientology in zehn Jahren.“ Aber auch der Film habe ihn „befreit“.

Angst vor Scientology hat von Rönn heute nicht mehr. „Sollen sie mich doch als Lügner hinstellen. Ich weiß, was ich erlebt habe.“ aka

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