Ich möchte ein Fischstäbchen sein!
„Dieser Transporter ist zu klein für zwei” faucht Ex-Unternehmer Berg, als sein neuer Kollege auf den Beifahrersitz hüpft. Der routinierte Verkäufer von Fischstäbchen, Pizza und Garnelen muss das Greenhorn einweisen und sich zähneknirschend dessen gutgelaunte Weisheiten anhören.
So fahren die Tiefkühlkost-Lieferanten übers norddeutsche Land und putzen Klinken. Der junge Kompagnon treibt durch seine netten Haustür-Schwätzchen sogar den Umsatz hoch, während der alte Griesgram sich manchmal wünscht, ein Fischstäbchen zu sein. Da würde er zwar zum Schluss in die Pfanne gehauen, hätte aber bis dahin seine Ruhe.
Lakonischer Humor statt Komikpauke
Der zynische Berg (Herbert Knaup) und der frühere Friseur (Johannes Allmayer) sind wie Feuer und Wasser, der ältere ein Eisblock, der jüngere ein Gefühlsdussel. Und ausgerechnet er hilft dem Eigenbrötler aus der Zwickmühle, als dessen Vater unbedingt in den bröselnden Fabrikhallen seines Unternehmens Jubiläum feiern möchte. Dumm nur, dass die vor dem Abriss stehen und dem Todkranken vorgespielt wird, das Unternehmen floriere noch.
Es fehlt nicht an Klischees, aber der kauzige Herbert Knaup und Plappermaul Johannes Allmayer (der Zwangsneurotiker aus „Vincent will meer”) hauen nicht nur auf die Komikpauke, sondern verblüffen mit lakonischem Humor, feiern das Scheitern als Chance. Wenn die Kumpels nächtens nach Alkoholgenuss auf einem aufgeblasenen Plastik-Iglu herumturnen und als verschworenes Team Niederlagen und Nackenschlägen trotzen, wandelt sich die melancholische Tragik zur charmanten Komödie. Sogar der seelisch verkrustete Misanthrop taut auf und darf nach einer halsbrecherischen Radfahrt das Liebesglück finden. Rau, aber herzlich.
Margret Köhler
Kino: City, Mathäser
R: André Erkau (D, 90 Min.)