„ Ich hatte die Hosen voll“
Bachmann-Preisträger Jens Petersen stellt am Freitag seinen Siegertext im Münchner Literaturhaus am Salvatorplatz vor
Eigentlich ist er als „aspekte“-Preisträger (für sein Debüt „Die Haushälterin“ im Jahr 2005) kein Neuling mehr im Literaturbetrieb. Der Klagenfurter Wettbewerb um dem Ingeborg-Bachmann-Preis strapazierte das Nervenkostüm des Arztes und Autors Jens Petersen dennoch erheblich. Vergangenen Sonntag setzte sich der 32-Jährige gegen die anderen 13 Autoren durch und holte den Preis und Siegerscheck (25000 Euro) für einen Auszug aus seinem noch unveröffentlichten Roman „Bis dass der Tod...“. In dem düsteren Text geht es um eine Liebesbeziehung und ihr tragisches Ende.
AZ: Glückwunsch, Herr Petersen! Sie haben sich einen Kindheitstraum erfüllt.
JENS PETERSEN: Ja, ich habe schon in der Schule Anthologien der Bachmann-Sieger gelesen und später auf 3sat den Wettbewerb verfolgt. Es war für mich immer ein Traum, einmal dabei sein zu dürfen – so wie Fußballer von einer WM-Teilnahme träumen.
Viele Autoren sind in Klagenfurt böse von den Juroren vernichtet worden. Hatten Sie keine Angst?
Doch, ich hatte die Hosen voll. Ich bin auch von Kollegen gewarnt worden, die schon dort waren und wirklich psychisch beschädigt wurden. Viele haben mir gesagt, ich hätte so locker gewirkt, innerlich hatte ich eher das Gefühl, man habe mir den Stecker rausgezogen. Eigentlich bin ich als Arzt ja anstrengende Situationen gewohnt, aber so etwas habe ich persönlich noch nie erlebt.
Wie haben Sie das literarische Schreiben gelernt?
Ich habe immer schon geschrieben, aber meine Münchner „Manuskriptum“-Betreuer Uwe Timm und Martin Hielscher waren die ersten, die mich gelobt und mir ein gewisses Selbstwertgefühl als Autor gegeben haben. Das hat mir auch durch härtere Zeiten geholfen. Und „Textwerk“ im Literaturhaus war ein exzellentes Forum, Menschen aus dem Betrieb kennenzulernen. So habe ich auch meinen Verlag, die DVA, gefunden. Ich glaube nicht, dass diese Förderung aus Menschen, die nicht schreiben können, gute Autoren macht. Aber man lernt als junger, unerfahrener Autor enorm viel.
Sie haben dennoch nicht alles auf die Autorenkarte gesetzt und einen „richtigen“ Beruf ergriffen.
Ich mag meinen Arzt-Beruf einfach wahnsinnig gerne, anderseits ist er aber auch eine Notwendigkeit. Ein Buch zu schreiben, dauert zwei Jahre, was man dafür bekommt, hält aber nicht solange vor.
Denken Sie beim Schreiben an die Verkäuflichkeit der Thematik?
Natürlich denkt man auch über Bestseller nach. Ich habe in den letzten vier Jahren eigentlich jeden Tag geschrieben – da waren auch Versuche dabei, die ein bisschen marktorientierter waren. Aber es gibt immer den Moment, da merkt man, welcher Stoff einen packt. Das kann man sich nicht aussuchen.
Und jetzt drängt der Verlag, den Roman schnell zu beenden?
Ich habe die Verantwortung, den Text zu dem mir möglichen Optimum zu führen. Das braucht Zeit. Ich bin ein Autor, bei dem viel über Trial and Error läuft. Ich kann auch mal 50 Seiten schreiben und dann 40 wieder wegschmeißen. Mein Schreibprozess ist langsam, da mache ich mir keine Illusionen. Der geplante Erscheinungstermin ist 2010, ich kann das sicherlich nicht beschleunigen.
Volker Isfort
Jens Petersen liest am Freitag um 20 Uhr im Literaturhaus. Karten unter Telefon 29 19 37 27