„Ich habe Flugangst“

"Der Mann war ein Popstar – und er hatte Eier." Matthias Schweighöfer über den „Roten Baron“, Hollywood und die Angst vorm Fliegen.
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"Der Mann war ein Popstar – und er hatte Eier." Matthias Schweighöfer über den „Roten Baron“, Hollywood und die Angst vorm Fliegen.

In „Der Rote Baron“ spielt Matthias Schweighöfer den legendären Jagdflieger Manfred von Richthofen, der mit über 80 Abschüssen im Ersten Weltkrieg zum bekanntesten Kriegshelden des Deutschen Reiches wurde. Gerade hat der 27-Jährige an der Seite von Tom Cruise für „Valkyrie" vor der Kamera gestanden.

AZ: Herr Schweighöfer, wie sind Sie zu der Richthofen-Rolle gekommen?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Ich hatte 15 Monate keinen Job, war ein bisschen verschuldet. Dann rief Nikolai Müllerschön aus Los Angeles an. Er schickte mir das Drehbuch zu und hat mich gleich beim ersten Treffen gefragt, ob ich den Richthofen spielen will. Ich dachte: 15 Monate hat dir in Deutschland keiner Arbeit gegeben und dieser Mann aus Amerika bietet dir eine solche Rolle ohne Casting an. Das fand ich mutig. Da habe ich gleich zugesagt.

Sehen Sie Manfred von Richthofen als Helden?

Er war ein Held seiner Zeit. Ein 25-Jähriger, der über Leben und Tod entscheidet, sich aus 3000 Meter Höhe auf die feindlichen Linien stürzt, der Verantwortung übernommen und Entscheidungen getroffen hat. Und damals war die Tragweite der eigenen Entscheidungen sehr viel größer als heute. Wenn man falsch entschieden hat, konnte es einen das Leben kosten. Auf der einen Seite hat von Richthofen Tugenden wie Ehre und Respekt vertreten. Aber er war er auch ein Provokateur, der sein Flugzeug knallrot angemalt hat. Der Mann war ein Popstar – und er hatte Eier.

Im Film wandelt sich von Richthofen vom tollkühnen Flieger zum nachdenklichen Kriegsgegner. Warum entdeckt er erst so spät die Grauen des Ersten Weltkrieges?

Die Flieger haben sich damals gegenseitig abgeschossen und dann, wenn sie überlebt haben, unten zusammen über ihre Motoren gequatscht. Das war wirklich so. Von Richthofen mit seinem „fliegenden Zirkus" hat versucht, das Kriegsgeschehen auszublenden, weil er Angst davor hatte, zu sehen, wie grauenhaft der Krieg ist. Auf 4000 Meter kriegt man die Infanterie ja nicht mit. Nach seinem ersten Abschuss hat er im Lazarett diese Krankenschwester kennen gelernt, die hat ihm gezeigt, wie der Krieg dort unten aussieht.

Glauben Sie, dass das deutsche Publikum auf so einen Kinohelden wartet?

Der Film ist ja mit Absicht als internationale Produktion auf Englisch gedreht worden. In Deutschland wird der Film sehr kritisch gesehen, was ich auch verstehen kann. Ein Kriegsheld bleibt eben ein Kriegsheld. Aber in England, Frankreich und den USA sind die Leute heiß auf den Film. Bei aller Umstrittenheit ist es doch in erster Linie ein Actionfilm und Liebesdrama, zu dem man sich eine Tüte Popcorn kaufen kann.

Glauben Sie, „Der Rote Baron“ wird für Sie das Ticket nach Hollywood?

Ich habe ja gerade zwei US-Filme gedreht, von daher bin ich entspannt. Und solche wie mich – blond, blaue Augen – gibt es in Hollywood hundertfach. Mit meiner eigenen Firma werde ich immer wieder Sachen auf Englisch produzieren, die ich rüberschicken kann. Ich muss nicht darauf warten, dass Hollywood bei mir anruft: Du bist Nummer 25 auf der Warteliste im neuen Brad-Pitt-Film und darfst möglicherweise seinen dänischen Hemdhalter spielen.

Sie leiden selbst unter Flugangst.

Ich hasse das Fliegen! Einmal bin ich in Berlin-Tegel gelandet und dachte: Nie wieder steige ich in so eine Kiste. Aber nach den Dreharbeiten habe ich eine Therapie gemacht. Die Flugangst ist jetzt zwar nicht weg, aber ich kann besser damit leben.

Martin Schwickert

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