„Ich glaub, das soll lustig sein“

Was türkische und deutsche Jugendliche von der Serie „Türkisch für Anfänger“ halten, enthüllt eine neue Studie. Insgesamt 202 Jugendlichen wurden eine Folge gezeigt. Das Ergebnis: Die Jugendlichen nahmen die Serie ganz unterschiedlich auf.
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Was türkische und deutsche Jugendliche von der Serie „Türkisch für Anfänger“ halten, enthüllt eine neue Studie. Insgesamt 202 Jugendlichen wurden eine Folge gezeigt. Das Ergebnis: Die Jugendlichen nahmen die Serie ganz unterschiedlich auf.

Es gibt kaum einen Preis, den sie nicht eingeheimst haben. Die Macher der Serie „Türkisch für Anfänger“ haben gar den Grimme-Preis bekommen. Jury-Mitglieder also können mit dem Humor der Serie rund um die deutsch-türkische Patchwork-Familie Schneider-Öztürk – die beiden ersten Staffeln werden ab heute wiederholt, neue Folgen gibt’s ab dem 18. November – etwas anfangen. Doch was halten Jugendliche von der Ethno-Comedy, in der Stereotype über Deutsche und Türken im Zentrum steht? Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) hat genau das untersucht. In der aktuellen Ausgabe von „Televizion“ sind die Ergebnisse zusammengefasst.

Lena ist 16, als die Mutter ihr eröffnet, dass sie mit Metin Öztürk zusammenziehen will. Anhang ist auch noch mit dabei – in Form von Metins beiden Kindern, Macho Cem und der streng religiösen Yagmur. Schon in der ersten Folge von „Türkisch für Anfänger“ prallen die Gegensätze heftig aufeinander. „Es gibt ein paar Rules und die solltest du kennen, weißt du“, sagt Cem zu Lena. „Das is’ so mein Ort, meine Area, meine Straße.“ Lena solle sich also anständig anziehen, fordert er. Die revanchiert sich prompt und legt sich im Bikini in den Garten.

Insgesamt 202 Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren aus München und Berlin wurde diese Folge gezeigt. Das Ergebnis: Die Jugendlichen nahmen die Serie ganz unterschiedlich auf, je nachdem, ob sie einen Migrationshintergrund hatten oder nicht. Lena gefällt vor allem den deutschen Jugendlichen: „Cool, weil sie lustig ist und weil sie das sagt, was sie denkt“, meinen diese. Türkischstämmige Mädchen dagegen beurteilen Lena vor allem negativ.

Yagmur ist zu langweilig

Sie kritisieren, dass sie Vorurteile hat und „Türken unter ihrem Niveau findet“. Auch die Darstellung der streng gläubigen Yagmur wird gerade von Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund kritisch gesehen: „langweilig“ heißt es etwa. Aber auch: „Wird zu übertrieben dargestellt als Muslimin.“

Lustig fanden alle Jugendlichen die Serie, meist beurteilten sie aber die Szenen als am witzigsten, „in denen die kulturelle Identität vielleicht ein Anknüpfungspunkt ist, aber nicht im Mittelpunkt steht“, sagt Autorin Elke Schlote der AZ. „Bei den türkischstämmigen Jugendlichen kam es ganz stark darauf an, ob sie erkannt haben, dass sich die Serie auch über deutsche Eigenheiten lustig macht.“ Das war nicht immer der Fall, wie ein Dialog zwischen zwei türkischstämmigen Jugendlichen zeigt. „Die Szene, wo die Frau sich nackt ausgezogen hatte, war, glaub’ ich, auch schon ein bisschen übertrieben. Ich kenn’s also nicht so, dass sich Deutsche auch so ausziehen“, sagt ein Mädchen. „Doch schon voll viele gesehen“, antwortet ein anderes – nämlich im Fernsehen. „Das zeigt, viele türkischstämmige Jugendliche haben gar keinen Einblick in deutsche Familien“, sagt Schlote.

Das normale Leben sieht anders aus

Ein anderes Ergebnis: Einige der dargestellten Konflikte waren den Jugendlichen viel zu heikel, vor allem dann, wenn sie ihrer eigenen Realität zu nahe kamen, so Schlote. „Wir kennen den Cem aus unserem Alltag, weil wir fast genauso sind“, sagte beispielsweise der 15-jährige Gökhan. „Die Grenze ist hier ganz individuell“, sagt Schlote. „Mit Konflikten innerhalb der Familie hatten Jugendliche dann ein Problem, wenn sie die aus der eigenen Familie kannten.“

„Soviele TeilnehmerInnen an der Studie es gab, so viele verschiedene Lesarten gibt es“, schreibt Schlote und endet mit dieser: „Ich glaub’, das soll lustig sein. Ich mein’, da stimmt ja fast nichts vom normalen Leben.“

Angelika Kahl

„Türkisch für Anfänger“, Di. bis Fr. um 18.50 Uhr im Ersten

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