"Ich, Georg Büchner": Brachiales "Rocktheater"
"Rocktheater" nennt Selbstdarsteller Ludo Vici hochstapelnd seine Ein-Mann-Show, in der er sich im Ledermantel brachial dämonisch zum Revoluzzer stilisiert. Woyzecks Gesicht hat er sich auf die Glatze gemalt.
Wäre Georg Büchner heute ein Rocker? Gut möglich. Aber er würde seine Worte nicht im Musikgetöse untergehen lassen. Das Wort war seine Waffe im Kampf für politische Freiheit. Ein Porträt des revolutionären Vormärz-Dichters zeichnet Ludo Vici mit seiner 2007 entstandenen Zitaten-Collage "Ich, Georg Büchner", die im Teamtheater Tankstelle gastiert.
"Rocktheater" nennt Selbstdarsteller Ludo Vici hochstapelnd seine Ein-Mann-Show, in der er sich im Ledermantel brachial dämonisch zum Revoluzzer stilisiert. Woyzecks Gesicht hat er sich auf die Glatze gemalt. Bescheidene Theatermittel lässt er sich zuliefern von Marina Schwez als singender Schattenriss-Braut hinter einem Fenster und Andreas Mayer, der jede Zusatzfigur auf ein Klischee reduziert. Und natürlich von einem Rock-Trio, das begeistert die Texte überdröhnt. Nicht allzu oft, aber oft genug, dass bei St. Justs Blut-Rede aus "Dantons Tod" ("Es scheint in dieser Versammlung einige empfindliche Ohren zu geben") ein lautes Ja aus dem Publikum kam.
Anfang 1835 musste der 21-Jährige Dichter wegen seines Flugblattes "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" aus Hessen vor der Verhaftung fliehen. Ludo Vici ersetzt im Zitat die Zahlen für die Staatsausgaben durch die heutigen. Das merkt aber keiner. Seinen Büchner hat er allerdings recht gründlich gelesen, und wenn das Zitaten-Puzzle einen Neuling zum Nachlesen animiert, ist's ja gut.
Etwas Kopfrechnen könnte auch nicht schaden: Büchner, im Oktober 1813 geboren, starb im Februar 1837 in Zürich an Typhus. Also nicht mit 24, sondern im 24. Lebensjahr, nach heutigem Sprachgebrauch mit 23.
Gabriella Lorenz
Teamtheater Tankstelle, Am Einlass 2 a, 25.bis 27. Feb., 20 Uhr, Tel. 260 43 33
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