Ich bring’ euch gute Träume
André Heller kommt mit „Magnifico“ nach München: Mit seiner traumhaften Show will er nicht nur Pferde zu Einhörnern machen, sondern unseren Kopf von Logikzwängen befreien
Über 3,5 Millionen Zuschauer sahen „Afrika! Afrika!“. Danach hatte André Heller von Shows die Nase voll. Derzeit probt er in Tulln bei Wien sein neues Projekt „Magnifico“, das Michael- Jackson-Produzent Marcel Avram finanziert. Es bringt Pferde mit Artisten und Lichtkünstlern zusammen. Premiere ist am 9. Februar in München in einer Zeltstadt vor den Riem-Arcaden.
AZ: Herr Heller, was verbindet Sie mit Pferden?
ANDRE HELLER: Eigentlich gar nichts. Der Impresario Marcel Avram erzählte mir, er wolle eine Pferdeshow machen. Da dachte ich: Schön, aber was hat es mit mir zu tun? Avram ist ein Freund, mit dem ich viel gemacht habe. Deshalb versprach ich ihm, wenigstens darüber nachzudenken.
Das klingt fast, als würden Sie Pferde hassen.
Nein. Sie haben Energie, Grandezza und riechen gut. Sie haben etwas Besonderes, das keinem Geschöpf Gottes gleichkommt.
Was kam beim Nachdenken raus?
Ich war ein Angstkind. Mein Vater hat das nicht gerne gesehen, weil er auf Tapferkeit bestand. Meine Ängste durfte ich nur bei meiner Großmutter auf dem Land zugeben. In ihrem Gästezimmer hing ein Stich, auf dem ein Einhorn abgebildet war. Meine Großmutter sagte: „Es bringt gute Träume. Es ist dort zu Hause, wo das Erstaunliche und die Fantasie wohnen. Es heißt Magnifico, das Großartige und Wunderbare.“ Nach ihm habe ich die Show benannt.
Wollen Sie mit „Magnifico“ eine Geschichte erzählen?
Nein. Der Abend ist die Reise in die Welt dieses Einhorns, das berühmt ist für die Macht und Pracht seiner Träume. In seiner Welt ist alles möglich. Der Abend wird wie ein Fallschirmsprung aus dem 400. Stock eines Hochhauses. In jedem Fenster ist etwas anderes zu sehen: ein kochender Chinese, ein Afghane, der Kraftübungen macht, und im nächsten Moment ein jüdischer Herr. Die dritte Minute der Show wird ganz anders als die neunte. Jeden Zuschauer wird in diesem Kaleidoskop etwas berühren, das verspreche ich.
Für wen machen Sie eine solche Show?
Wo immer wir sind, können wir sterben. Es kann sein, dass „Magnifico“ das Letzte ist, was der Käufer einer Karte sieht. Ich bin mir dieser Verantwortung bewusst und werde mit Ihrer Zeit daher nicht schlampig umgehen. Es ist ist eine Familienshow, die Intellektuelle und einfache Menschen, Inländer und Ausländer in eine Wirklichkeit jenseits des Alltäglichen entführt, wo die Gesetze der Logik dem Wundersamen und Poetischen weichen.
Was gibt es außer Pferden noch zu sehen?
„Magnifico“ ist eine Show mit Pferden, aber keine Pferdeshow. Die Tiere bestreiten etwa die Hälfte. Trainiert werden sie von Mario Luraschi. Er lebt bei Paris auf einer Farm mit 100 Pferden und fast ebenso vielen Frauen, führt somit ein unkonventionelles Leben. Die Kostüme sind von Michael Curry, der die Show-Elemente von „König der Löwen“ gestaltet hat. Die Gruppe Pilobolus, die für sensationelle Schattenspiele bei einer Oscar-Verleihung gesorgt hat, ist auch dabei. Die Bühne stammt von Rolf Engel, der für Pink Floyd „The Wall“ gemacht hat.
Sie hauen also auf den Putz.
Ich kann mit Aufwand leben und ohne. Wenn Sie in Verdis „Aida“ gehen, wollen Sie was sehen. Bei einer Show muss man schon ein wenig Granada spielen, wie man in Wien sagt.
Wie halten Sie es mit dem Tierschutz?
Er hat oberste Priorität. Alles, was für mich gefährlich aussieht, aber vielleicht gar nicht gefährlich ist, haben wir ausgesondert. Mir hat man gesagt, man könne Pferde mit Feuer auf dem Rücken herumlaufen lassen, aber das wollte ich nicht. Das macht manche Pferdeszenen vielleicht weniger spektakulär. Aber ich kann besser schlafen. Übrigens kontrolliert uns eine Expertin von der Uni Hannover.
Warum braucht die Show eine eigene Zeltstadt?
Ich habe gern wie eine Schnecke ein Haus bei mir, liebe es, aufzutreten, wo vor uns der Musikantenstadel drin ist und danach der Kirchentag. Deshalb haben wir ein richtiges transportables Theater bauen lassen, mit Schnürboden, Gassen und allen Ansprüchen eines Raums, der für William Shakespeare oder Oper geeignet wäre.
Robert Braunmüller
Zeltstadt vor den Riem-Arcaden, 9. Februar bis 13. März 2011, Karten Tel. 01805-570070