Humor mit dem Vorschlaghammer
"Ganz oder gar nicht": Die Musical-Version von Peter Cattaneos Erfolgsfilm „The Full Monty“ will im Deutschen Theater nicht zünden
Die Chippendales waren gestern. Solche geschniegelt und gestriegelten Männer sucht man in dem Musical „The Full Monty - Ganz oder gar nicht“ vergebens. Stattdessen gibt es darin „richtige Kerle“ zu sehen, wie Jerry ankündigt. Aus Angst, das Sorgerecht für seinen Sohn zu verlieren, wählt er einen verzweifelten Weg aus seiner Arbeitslosigkeit: Mit fünf anderen ehemaligen Werksarbeitern will er eine Laien-Stripshow auf die Beine stellen.
Liebeslied an die Wampe
Eine Art Musical-Comedy will die musikalische Interpretation des Oscar-prämierten Peter Cattaneo-Films „Ganz oder gar nicht“ sein. Einige Lacher sind in der Tat dabei - geradezu zwangsläufig, wenn sich sechs tolpatschige Männer ohne Rhythmusgefühl, dafür mit ihren ersten Tanzschritten vor versammeltem Publikum zum Affen machen. Das aber ist – genauso wie die Dialoge in ungeniertem und anzüglichem Arbeiterjargon – Humor mit dem Vorschlaghammer. Wenn man zudem Daves Liebeslied an seinen Bauch oder dem Duett über verschiedene Selbstmordmöglichkeiten lauscht, fragt man sich, ob man wirklich aus jedem Stoff ein Musical machen muss.
Die Darsteller sind zwar überzeugend und erwecken ihre Charaktere mit viel Energie zum Leben. Bis zur finalen Show der sechs Männer als „Hot Metal“ entstehen in der zweieinhalbstündigen Vorstellung trotzdem einige Längen. Als es dann aber vor einem silbern schillernden Vorhang „freie Sicht auf alles“ heißt, hält es ein paar Damen nicht mehr auf den Sitzen: Das weibliche Publikum jubelt und klatscht – hin und weg von den „richtigen Kerlen“.
dab
Deutsches Theater, bis 24.10., Di-Sa 20 Uhr, So 19 Uhr, Eintritt: 29-69 Euro, Tel. 55234444