Homöopathische Emotionalität

Wie macht man aus einem 8000-Seiten-Buch in zehn Bänden Theater? Walter Kempowskis kollektives Tagebuch »Echolot« dramatisiert im Tams
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Wie macht man aus einem 8000-Seiten-Buch in zehn Bänden Theater? Walter Kempowskis kollektives Tagebuch »Echolot« dramatisiert im Tams

Wie macht man aus einem 8000-Seiten-Buch in zehn Bänden Theater? Hildegard Schroedter und Joachim Henn wagten das Abenteuer, aus Walter Kempowskis „kollektivem Tagebuch” der Jahre 1941 bis 1945 eine Bühnenfassung zu filtern. Die Uraufführung im Tams-Theater versucht erst gar nicht, aus den gesammelten Briefen und Tagebüchern ein spektaktuläres Theaterevent zu zaubern: Der Abend ist eine szenisch eingerichtete Rezitation.

Kühl und mit nur homöopathischer Emotionalität spielt das Ensemble aus Christina Dechantsreiter, Gloria Iberl, Lorenz Claussen, Helmut Dauner, Adam Markiewicz und Lorenz Seib die Bilder. Drama entsteht durch die Zerlegung der Texte mit dem Nebeneinander aus Alltag und Kriegsgräuel, schlichter Lebensfreude und wahnsinnsnaher Verblendung.

Authentizität ist in Hildegard Schroedters Inszenierung zweitrangig: Der Privatsekretär des Gauleiters parliert auch mal durchs Handy. Den Bearbeitern geht es grundsätzlich um das, was Menschen einander antun.

Über 80 hochkonzentrierte Minuten hinweg bleibt in Claudia Karpfingers kellerartiger Bühne eine einzige Handlung: Stück für Stück werden Requisiten bürgerlicher Existenz dem ordentlich eingeräumten Lagerregal entnommen, um schließlich zum großen Kehrichthaufen der Geschichte zusammengefegt zu werden. Mathias Hejny

Tams-Theater, bis 16. März

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