Holzschuhtanz mit Schlümpfen
André Rieu und sein Orchester fiedeln sich in der Olympiahall außerordentlich fidel durch den Abend.
Wer wie André Rieu jedes Jahr mit schöner Regelmäßigkeit seine Fans beehrt, muss sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Das ist gar nicht einfach, wenn das Konzept im Prinzip „Strauss-Walzer und Arienklassiker“ lautet. Da kommt nämlich nichts mehr nach. Es gibt nur einen Donauwalzer, nur eine Habanera – also was tun mit den zwei Stunden in der ausverkauften Olympiahalle?
Rieu hat da so seine Tricks. Er steckt seine Musikerinnen in niederländische Tracht und lässt sie einen Holzschuhtanz aufführen. Er spielt das „Lied der Schlümpfe“, die auch umgehend auf der Videoleinwand hinter ihm auftauchen. Er lässt das Publikum Lieder von der „Loreley“ bis zu „Lustig ist das Zigeunerleben“ singen. Seine drei Tenöre intonieren nicht nur Puccinis „Tosca“-Arie „E lucevan le stelle“, sondern auch „Heut’ geh ich ins Maxim“. Die bunte Pralinenschachtel wirft eine in Glitzerpapier verpackte Weinbrandbohne nach der anderen aus.
Das alles ist hoffnungslos albern und findet seinen konsequenten Höhepunkt, als Rieu zu „Anton aus Tirol“ Polaroidfotos von sich in die Menge wirft. Aber immerhin kann er von sich behaupten, zu wissen, was sein Publikum will. Das freut sich nämlich auch über die traditionell von der Decke schwebenden Luftballons, als wäre es das erste Mal.
Julia Bähr
- Themen: