Hollywood-Star Stauffenberg

Geschichtsvermittlung oder Unterhaltung? Thomas Kausch ist wieder geheimnisvoll. Ein AZ-Gespräch mit dem ARD-Moderator über Tom Cruise, Hitler-Attentäter Stauffenberg und das "Geheimnis Geschichte".
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Geschichtsvermittlung oder Unterhaltung? Thomas Kausch ist wieder geheimnisvoll. Ein AZ-Gespräch mit dem ARD-Moderator über Tom Cruise, Hitler-Attentäter Stauffenberg und das "Geheimnis Geschichte".

Eigentlich gäbe es über Claus Graf Schenk von Stauffenberg nicht wirklich Neues zu berichten. Doch der 20. Juli steht bevor und damit jährt sich das Hitler-Attentat des Wiederstandskämpfers zum 64. Mal. Grund genug für Thomas Kausch, in seiner dritten Ausgabe von „Geheimnis Geschichte“ die Frage zu stellen: „Wer war der Hitler-Attentäter wirklich?“ Gut, dass es da noch den Hollywood-Film „Valkyrie" mit Tom Cruise in der Rolle Stauffenbergs gibt. Da stellt sich für den ARD-Moderator nämlich gleich die zweite Frage: „Warum kommt der Film nicht in die Kinos?“ Auf Februar 2009 wurde er verschoben.

Beantworten kann Kausch Letzteres aber dann doch nicht. „Etliche Szenen mussten nachgedreht werden, auch in Afrika“, sagt er der AZ. Gesichertes wisse er aber nicht. Gemeinsam mit dem Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Peter Steinbach, hat er sich das Drehbuch zum Cruise-Film vorgenommen. „Wie nah’ kommt der Film an die Realität heran, wollten wir wissen“, sagt Kausch. Kritik hagelt es vom Experten: „Denn Hollywood stellt Stauffenberg natürlich ganz klar als Held dar“, sagt Kausch. „Die Zeit um 38 und 39, als er Hitler in den Krieg gefolgt ist und zunächst auch begeistert war, wie schnell militärische Erfolge erzielt werden konnten, klammert er komplett aus.“

Heftig in der Kritik

Das Urteil überrascht nicht, hat doch die Gedenkstätte Deutscher Widerstand schon vor einem Jahr heftig kritisiert, dass Cruise Stauffenberg spielen sollte. „Es sei ein Widerspruch, einen Film, der als Unternehmen der Scientologen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde, mit der Zivilcourage eines Menschen zu verbinden“, hieß es damals.

Wer aber war nun Stauffenberg wirklich? Kausch versucht sich über den Stauffenberg-Sohn Berthold dem Vater zu nähern. „Zehn Jahre alt war er, als die Mutter ihm gesagt hat: ,Der Papi war das’. Hitler war für ihn damals der unumschränkte Führer“, sagt Kausch. „Wir wollen wissen, was das in ihm ausgelöst hat. Hat er sich vor seinen Kameraden gar geschämt?"

Kausch hatte schon früher, bevor Sat1 seinen News-Chef einsparte, die Kunst beherrscht, Nachrichten und Unterhaltung zu verbinden. Doch heute hört er den Begriff nicht so gerne. „Es geht um Geschichtsvermittlung“ sagt er, „spannend gemacht.“ Ins Nachrichtengeschäft will Kausch nicht zurück. „Ich habe jetzt mit ,Fakt’ ein Polit-Magazin, das war ein langgehegter Wunsch von mir“, sagt er. Die Sat1-News schaltet er heute nicht mal mehr ein – „selbst diese Zeit ist jetzt komplett vorbei“.

Angelika Kahl

Programmhinweis:

„Geheimnis Geschichte“, Mittwoch, 23.30 Uhr im Ersten

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