Höherer Blödsinn oder Arbeitsethos?

Sportreporter Johannes B. Kerner fliegt für ein Fußball-Länderspiel von Peking nach Nürnberg und zurück. Das ZDF verteidigt den teuren Abstecher von 8000 Kilometer.
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Sportreporter Johannes B. Kerner fliegt für ein Fußball-Länderspiel von Peking nach Nürnberg und zurück. Das ZDF verteidigt den teuren Abstecher von 8000 Kilometer.

Eigentlich ist er ja in Peking mit Plaudern und Flirten an der Seite des deutschen Minirocks, Katrin Müller-Hohenstein, vollkommen ausgelastet. Andererseits kann Johannes B. Kerner auch nicht Nein sagen. Und da der Deutsche Fußballbund – offenbar in völliger Unkenntnis des internationalen Sportkalenders – mitten in die Olympischen Spiele das wohl unerheblichste Länderspiel seit Menschengedenken angesetzt hatte, stand das ZDF vor einem Dilemma. Wer sollte bloß das Freundschaftsspiel gegen Belgien moderieren, wenn doch alle Experten in Peking sitzen?

Kerner natürlich, denn Peking ist nur 8000 Kilometer entfernt vom Nürnberger Frankenstadion. So durfte die ZDF-Allzweckwaffe für einen Blitzbesuch zurück in die Heimat. „Arbeitsethos“ nennt man das beim ZDF. Andere sprachen von Wahnsinn, schließlich sitzt Kerner am Freitag wieder in seinem chinesischen Talk- Tempel. „Mit dem Zweiten fliegt man besser“, witzelte der „Kölner Express“ und warf die Frage auf, ob man die Fernsehgebühren nicht auch sinnvoller einsetzen könne.

Thomas Hagedorn, ZDF-Pressesprecher, versteht die Aufregung nicht. „Der Zuschauer hat Anrecht auf eine qualitativ hochwertige Berichterstattung. Johannes B. Kerner ist unser Länderspiel-Moderator, außerdem haben wir überhaupt keine Alternative. Alle unsere Sportreporter sind in Peking.“

Zwei mal neun Stunden Flug in 48 Stunden

Ausgemacht sei Kerners Doppelbelastung ohnehin schon lange vor dem Beginn der Olympischen Spiele. Dass der Moderator innerhalb von 48 Stunden gleich zwei Mal einen neunstündigen Langstreckenflug in Kauf nehme, verdeutliche seine professionelle Einstellung. Gerüchte, nach denen für Kerner ein Jet gechartert worden sei, wies Hagedorn zurück: „Herr Kerner benutzt das ganz normale Linienflugzeug.“

Anders als das ZDF überträgt das belgische Fernsehen das Länderspiel nicht live. „Die Olympischen Spiele laufen und die belgische Liga hat begonnen. Hier wird zwölf Stunden und länger gearbeitet, da geht es nicht, auch noch Deutschland gegen Belgien zu zeigen“, sagte Lena De Meerleer vom Sender VRT der belgischen Tageszeitung „Gazet van Antwerpen“. Zumal die belgischen Fußballfans dieser Tage einem anderen Fußballspiel entgegenfiebern: Die „kleinen Roten Teufel“ bestreiten am Freitag das Spiel um die Bronzemedaille gegen Brasilien in Shanghai.

Volker Isfort

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