Herzkiller im Heimatkrimi

Volker Klüpfel und Michael Kobr veröffentlichen den siebten Fall um ihren Kommissar Kluftinger: In „Herzblut“ hat er es mit einem Serienmörder zu tun
Christa Sigg |
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Volker Klüpfel und Michael Kobr veröffentlichen den siebten Fall um ihren Kommissar Kluftinger: In „Herzblut“ hat er es mit einem Serienmörder zu tun

Herrgottnei, des hätt’s wirklich ned braucht. Jetzt muss sich Kommissar Kluftinger schon mit einem Serienmörder rumschlagen, einem der ganz grausigen Sorte, der seinen Opfern bestialisch die Pumpe rausschneidet. Und dann hat er’s auch noch selber aufm Herz. A bissle viel auf einmal, zefix, und es fehlt eigentlich nur noch eine herzkammernaufwühlende Liebelei.

Aber „Herzblut“, der siebte Fall von Erfolgs-Duo Volker Klüpfel und Michael Kobr, ist schon hintrafir genug und der herrlich mufflige Ermittler bei seiner Erika in den allerbesten Händen. Butzele nennt sie ihn seit zehn Heimatkrimi-Jahren – das Feuer der Leidenschaft bevorzugt andere Namen, aber der Allgäuer hat’s gern gruebig. Den zwischenmenschlichen Firlefanz samt Verbalaufgetrumpfe überlässt er den Oberbayern. Was nicht heißt, dass nix geht im beschaulichen Kempten. Langsam sogar arg viel, und Michi und Volki, so nennen sich die Autoren in der Widmung, strälen die Sach so dermaßen auf, dass das Allgäuerische bald nur noch in Flüchen und Ortsnamen steckt.

Überhaupt ist man am Puls der Zeit, Kluftinger sticht’s in der Herzgegend, und viel zu schnell schwört das sonst so leberkäsaffine Mannsbild Kässpätzle wie Bier ab und wendet sich Grünkerntalern, Gurkensticks und Wasser zu. Verreck! Dass er bei den Ermittlungen überhaupt einen klaren Grind behält, ist erstaunlich. Ein krampfhenniger Yoga-Kurs gibt ihm bald den Rest. Und würden die „weiße Schlange“ und andere Verrenkungen nicht gar so breit getrappt, man könnte sich intensiver amüsieren.

Überhaupt dauert es eine halbe Ewigkeit, bis die Sach’ zum Laufen kommt, erst im letzten Drittel wird’s käsmäßig räs und man beginnt zu zwapsle. Dafür sind die ersten 250 zwischendurch blutigen Seiten vollgestopft mit endlosen Details, Befindlichkeitsstudien und alemannisch-coolen Bullen-Dialogen. Priml!

Dabei ist doch dem wahren Allgäuer eine gewisse Genügsamkeit eingestanzt. Auch wenn’s amal nix koscht. Also hätte in mancher Hinsicht die Hälfte gereicht und einen Heuhaufen Papier gespart.

Volker Klüpfel/Michael Kobr: „Herzblut – Kluftingers neuer Fall“ (Droemer, 394 S., 19.99 Euro)

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