Herkulessaal: Beethovens Neunte mit Mariss Jansons

Der Musikpädagoge und Dirigent René Leibowitz hat einst den Versuch unternommen, Beethovens Symphonien so aufzuführen, wie es sich der Komponist gedacht haben mag: doch bei ihm klingen sie, wie es die CDs belegen, ausgetrocknet auf die Strukturen trotz rascher Tempi eher langweilig.
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Der Musikpädagoge und Dirigent René Leibowitz hat einst den Versuch unternommen, Beethovens Symphonien so aufzuführen, wie es sich der Komponist gedacht haben mag: doch bei ihm klingen sie, wie es die CDs belegen, ausgetrocknet auf die Strukturen trotz rascher Tempi eher langweilig.

Mariss Jansons hält dagegen. Auch er sieht in Beethoven keinen pathetischen Titan, dessen Werke emphatisch in den Raum gewuchtet werden müssten. In der neunten Symphonie (Herkulessaal) bleibt der Chefdirigent der erneut prächtig disponierten BR-Symphoniker gelassen und unprätentiös. Die Musik bekommt Zeit zum Atmen, die rhythmischen Elemente werden milde betont, aber nicht überbewertet.

Romantisierende Ruhezonen dürfen sein (Adagio), das Chor-Finale besitzt grandiose Überzeugungskraft, auch ohne effektgierige Kraftakte. Ein solides Solistenquartett mit dem kanadischen Bass Gerald Finley an der Spitze und der von Michael Gläser einstudierte BR-Chor garantierten eine Aufführung, die die tradierten Interpretationsfloskeln der Vergangenheit durch zeitgemäße Emotionen ersetzte.

Zuvor eine Uraufführung, Gija Kantschelis Kantate „Dixi“: Deftige Orchester-Attacken versuchen immer wieder, die ruhigen Gedanken des Chores, der einige lateinische Binsenweisheiten vor sich hin murmeln darf, zu unterbrechen. Das Stück macht Eindruck, auch deshalb, weil es auf Klangwirkungen setzt, die stets verständlich bleiben und sich nicht hinter intellektueller

Schaumschlägerei verschanzen. Den riesigen Beifall dafür nahm der angereiste georgische Komponist gerührt entgegen.

Volker Boser

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