Heiß, heiser, heißer
Caleb Followill, Sänger der Kings Of Leon, begeistert trotz angeschlagener Stimme die Fans in der Olympiahalle mit Songs, die vor allem live ihre ganze Wucht entfalten können
Sorry, meine Stimme klingt heute nicht so gut. Aber wir wollen natürlich trotzdem für euch spielen.“ Caleb Followill kokettiert. Der Sänger von Kings Of Leon hat die ersten Lieder beim ausverkauften Konzert in der Olympiahalle astrein gesungen. Nur bei „Pyro“ von der neuen Platte „Come Around Sundown“ klang er etwas heiser. Aber das bekommt man als Zuschauer eines Konzerts, bei dem am Ende ein kleines Feuerwerk explodiert und ein Bass, ein Schlagzeug, zwei Gitarren und vier attraktive Amerikaner in den Zwanzigern einheizen, sowieso kaum mit.
Die Band aus Caleb, seinen zwei Brüdern Jared und Nathan und Cousin Matthew wäre ohne ihren Leadsänger nur halb so gut. Die Stimme: tief, rau und gleichzeitig glockenklar. Wegen Calebs Sangeskunst erkennt man ein Kings-Of-Leon-Lied sofort, wenn es im Radio gespielt wird. Die Jungs werden von Fans und Magazinen wie Szenekönige gehypt. Es ist die Intensität der Songs, die die Massen fasziniert. Besonders live hat das Wucht, da waren sich die altersmäßig quer gemischten Besucher in der Halle alle einig.
Fans der ersten Stunde haben sich schon wieder von Kings Of Leon abgewandt. Viel zu kommerziell. Den Kings ist das vermutlich egal, schließlich verdienen sie jetzt richtig Geld. Ende Oktober landete ihr neues, fünftes Album auch in Deutschland auf Platz eins. Die Vorgänger-CD „Only By The Night“ wurde über 6 Millionen Mal verkauft, die Hymne „Sex On Fire“ fehlt seitdem auf keiner Party. Dass das neue Album nicht ganz so viel Hitpotenzial hat, wie sein Vorgänger, merkt man auch beim Konzert: Besonders bei altbekannten Hits wie „Use Somebody“ grölt das Publikum, singt jede Zeile mit. Als die ersten Töne von „Sex On Fire“ angespielt werden, kreischen vor allem weibliche Fans. Beim Refrain, der mehr geschrien als gesungen wird, versagt kurz Calebs Stimme. Die Fans überhören es einfach.
Jennifer Köllen