Hauptsache, Grandezza!

Heute Premiere in der Komödie im Bayerischen Hof: In Noel Cowards „Geisterkomödie“ muss sich Volker Lechtenbrink mit dem eifersüchtigen Gespenst seiner verstorbenen Frau herumschlagen
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Heute Premiere in der Komödie im Bayerischen Hof: In Noel Cowards „Geisterkomödie“ muss sich Volker Lechtenbrink mit dem eifersüchtigen Gespenst seiner verstorbenen Frau herumschlagen

Der Schriftsteller Charles will über Scharlatanerie schreiben und lädt eine Spiritistin ein. Die ruft Charles’ verstorbene erste Frau Elvira herbei. Das Gespenst stellt Charles’ zweites Eheglück auf eine harte Probe. 1942 wurde die „Geisterkomödie“ von Noel Coward uraufgeführt, ab heute ist sie in der Komödie im Bayerischen Hof zu sehen. Den Charles spielt Volker Lechtenbrink.

AZ: Herr Lechtenbrink, wie fühlen Sie sich als Hamburger auf München-Besuch?

VOLKER LECHTENBRINK: In München habe ich immer Heimatgefühle. Als ich vor 40 Jahren am Residenz Theater engagiert war, habe ich zwei Jahre in Laim gelebt. Und Silvio, der Barmann bei Schumann’s, ist ein Fixpunkt für mich.

Die „Geisterkomödie“ haben Sie schon in Hamburg gespielt.

Sie hat dem Publikum sehr gefallen. Das Stück lebt vom Wortwitz, vom Bällewerfen, von Ironie und Eleganz. So muss es auch gespielt werden, nicht als Schenkelklopfer. Wir haben ein wunderbares Ensemble mit fünf tollen Frauen und einem charmanten männlichen Partner.

Wie macht man auf der Bühne klar, dass Elvira nur für Charles sichtbar ist?

Das muss man einfach spielen. Ab einem gewissen Moment müssen die Zuschauer das aus meiner Sicht sehen.

Sie haben 1959 mit 15 Jahren in Bernhard Wickis berühmtem Film „Die Brücke“ mitgespielt. Damit werden Sie und die anderen Schauspieler heute noch identifiziert.

Über den Begriff „Brücke“-Jungs haben wir schon vor 30 Jahren geschmunzelt. Michael Hinz ist vor kurzem als erster von uns gestorben – das tut unheimlich weh. Am stärksten bin ich mit Fritz Wepper verbunden, da wir uns auch beruflich am häufigsten begegneten. Aber auch mit den anderen war es immer wie gestern, wenn wir zusammenkamen. Vor Jahren habe ich mir für eine Show Anthony Quinn als Stargast gewünscht, und alle sagten: Der ist eine Nummer zu groß, der kommt nie. Aber als er hörte, dass ich einer der „Brücke“-Jungs war, ist er tatsächlich gekommen.

Sie haben als Schauspieler und als Liedermacher Karriere gemacht, zwei Mal waren Sie Intendant. Woher kommt diese Vielseitigkeit?

Das ist der Spieltrieb, ein Urtrieb. Im Grunde bin ich ein großes Kind geblieben, das in seinem Sandkasten alles ausprobiert. Die Wechsel haben mir Spaß gemacht. Es hat mich immer gereizt, Dinge zu tun, die ich noch nicht konnte. Als ich 1975 die Songs von Kris Kristofferson ins Deutsche übersetzte, wollte sie niemand singen. Da meinte Knut Kiesewetter: „Dann musst du selber singen.“ Ich sagte: „Ich kann nicht singen!“ Er: „Dann lernst du’s!“ Das ist ein wichtiger Satz: Dann lern ich’s eben.

Sie hatten auch mit Ihren eigenen Songs großen Erfolg.

Es war eine gute Zeit, aber nach 12 Jahren war Schluss. Das, was ich sagen wollte, hatte ich gesagt. Jetzt, nach 20 Jahren, mach’ ich vielleicht eine neue Platte mit Mary Roos. Es war ihr Herzenswunsch, mit mir mal Duette aufzunehmen.

Zuletzt haben Sie in Hamburg den US-Präsidenten Richard Nixon gespielt, in Peter Morgans Stück „Frost/Nixon“.

Das Wahnsinnige und Spannende an dieser Figur ist, dass du im Grunde einen Verbrecher spielst, aber auch alle anderen Seiten zeigen kannst. Am Schluss weinen die Leute über das arme Schwein. Doch man muss auch die Größe dieses Mannes spielen, seine Wucht, seinen Fall, seine Einsamkeit, die Tragik seiner Jugend. Nixon ist eine Figur von shakespeareschem Ausmaß.

Und was kommt nach der „Geisterkomödie“?

Sauerstoffzelt! Ayurveda-Massagen! Kein Theater! Und mindestens fünf Tage Hiddensee. Dann geht’s von vorne los. Im März kommt mein Buch heraus: „Gib die Dinge der Jugend mit Grazie auf“. Das ist eine Mischung aus Autobiografie, Anekdoten, Erinnerungen an Künstler, die mir viel geschenkt haben. Und Betrachtungen über das Leben.

Sie machen kein Hehl aus Ihren 65 Jahren, wirken aber immer noch sehr jungenhaft.

Ich würde nie sagen, Älterwerden sei wunderbar. Aber es ist doch spannend, weil man Abstand kriegt. Hauptsache, es geschieht mit Grandezza. Grandezza ist für mich das wichtigste Wort im Leben. Etwas mehr davon könnte uns nicht schaden, dann hätten vor allem die Leute, denen’s eigentlich sehr gut geht, nicht so heruntergezogene Mundwinkel.

Gabriella Lorenz

Komödie im Bayerischen Hof, 4. Nov. – 9. Jan., Mo – Sa 20 Uhr, So 18 Uhr, Tel.292810

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