Hans Söllner: Mit gutem Stoff rockt's sich entspannt
Draußen ging die Welt unter im Platzregen, drinnen im prallvollen Tollwood-Zelt groovte der Söllner Hans in Hochform.
Der Rastaman aus Reichenhall ist ja generell ein entspannter Entertainer, sofern er sich nicht über Polizisten und Politiker aufregen muss. Aber so relaxt und fröhlich wie bei diesem Konzert hat man selten jemand auf der Bühne gesehen – und das bunt gemischte Publikum ging von der ersten Minute an begeistert auch mit der siebenköpfigen Band Bayaman’Sissdem mit.
Kurz nach Acht schob Söllner lächelnd seine Aufsässigen-Hymne „Hey Staat“ und seinen Evergreen „Marihuanabam“ von der Rampe, bei denen inzwischen wahrscheinlich selbst der Verfassungsschutz mitschunkelt. Dann gab’s jede Menge Geschichten zum Grinsen - auch wenn man bei Söllner im Baierischen schon sehr firm sein muss, wenn man alles verstehen will.
Söllner schlug vor, alle sollten sich nach dem Konzert mal in eine Polizeistreife reinsetzen oder die Landratsämter besetzen: „Hey, lasst euch die Türen öffnen, setzt's euch einfach mal nei.“ Und am schönsten wäre es, wir schmissen auch gleich noch die Führerscheine und Handys weg. Grenzwertig war seine Mutmaßung, bei jedem Schul-Amoklauf sei ein Mathelehrer unter den Opfern, was auch etwas über „den Scheissdreck“ aussage – aber Söllners Texte waren ja noch nie ein Ponyhof. Dämlich allerdings der Gag über OB Ude, weil der schon 30 Millionen für Olympia 2018 bezahlt habe, obwohl es hungernde Kinder in München gibt. Genauso gut könnte man fragen, warum man Geld für ein Söllner-Konzert bezahlt, obwohl es hungernde Kinder in München gibt.
Doch das waren Ausreißer an einem insgesamt wunderbaren Gute-Laune-Abend. Gegen Ende sangen alle mit der „Edeltraut“ von verbotenen Freuden, nach einer Zugabe war um 22.05 Uhr Schluss, „weil mir sonst der Strom abgedreht wird“, wie Söllner seufzte. Man hätte ihn gerne noch länger gehört.
Michael Grill