Hässlicher Vogel Jugend

Die preisgekrönte Münchner Jungautorin Constanze Petery erzählt in ihrem Debütroman „Eure Kraft und meine Herrlichkeit” von der Lebens- und Leidensgeschichte einer 15-Jährigen
Jasmin Menrad |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Vor kurzem ging Constanze Petery noch auf das Münchner Maximiliansgymnasium und wurde als hoffnungsvolles Schriftstellertalent gefeiert. Talent bescheinigt man der mit 17 Jahren jüngsten Gewinnerin des Leonhard- und Ida-Wolf-Gedächtnispreises zwar immer noch, ihre Zelte hat die heute 20-Jährige aber längst in Amerika aufgeschlagen. Der Liebe wegen. Erst lebte Petery in New York, seit diesem Jahr in Kalifornien. Ab dem Herbst will sie Englisch studieren. „Natürlich mit einer Creative- Writing-Ausrichtung, aber ich will mich nicht nur auf das Schreiben verlassen”, sagt Petery. Eine erste Talentprobe liefert sie jetzt mit ihrem gerade erschienenen Debütroman „Eure Kraft und meine Herrlichkeit” ab.

Im Zentrum von Peterys Geschichte steht die 15-jährige Anita, ein pubertierendes Mädchen, das raucht, trinkt, mit der eigenen Familie bricht, wahllos Männer aufreißt und sich eigentlich nur nach Liebe sehnt. Petery stilisiert ihre Romanfigur mitunter zu einer arroganten Göttin, verdammt sie aber dennoch nicht für ihre fragwürdigen und unüberlegten Entscheidungen.

Anita torkelt und stolpert durch die Welt, die der Leser nur durch ihre Augen sieht. Zur Schule geht sie schon lange nicht mehr, Freunde hat sie keine. Stattdessen dreht sich alles um sie. „In diesem Alter denkt man nur Ich Ich Ich”, sagt die 20-jährige Autorin. Deshalb lässt sie Anita in langen Monologen um sich selbst kreisen. Deren Verhalten wird durch ihre Familiensituation erklärt. Anita ist übertrieben selbstherrlich, doch die Trennung ihrer Eltern verkraftet sie nicht. Auf dem Höhepunkt ihres Egotrips wird das Mädchen dann auch noch schwanger. „Anita ist der Teenager per se. Sie ist jeder, und deshalb weiß man nicht, wer sie genau ist”, sagt Petery. „Wenn man das verfilmen würde, müsste man es aus ihren Augen sehen. Sie selbst dürfte nicht auftauchen, vielleicht mal kurz in einem Spiegel”, sagt die Jungautorin. Viel Handlung gibt es nicht. Die Sprache steht im Vordergrund.

„Man soll es vorlesen können, wie bei einem Poetry-Slam”, sagt Constanze Petery, die früher ihre Texte auf solchen Slams im München vorstellte. Jeder Satz kann für sich selbst stehen, mal melodisch, manchmal lyrisch, oft brutal, immer intensiv.

Autobiografisch ist ihr Erstlingswerk nicht. „Ich hatte Glück, dass ich in meiner Pubertät nicht so unter Stress stand”, sagt Petery. Ihre eigenen Gefühle zu dieser Zeit hat sie überhöht, Geschichten von Freundinnen verarbeitet und Menschen beobachtet. Jetzt schreibt sie schon an ihrem zweiten Buch. Weniger um die Sprache soll es gehen und mehr um die Geschichte. Die beschreibt einen Amoklauf aus der Sicht der besten Freundin der Amokläuferin. Aber jetzt geht Petery erstmal mit ihrem Erstling auf Lesereise.

Jasmin Menrad

Constanze Petery: „Eure Kraft und meine Herrlichkeit” (Heyne Hardcore, 240 Seiten, 14.99 Euro)

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.