Großer Rausch und maßvolle Moderne

Richard Strauss’ „Elektra“ unter Christian Thielemann konzertant in der Philharmonie
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Richard Strauss’ „Elektra“ unter Christian Thielemann konzertant in der Philharmonie

Es war ein Triumph der Münchner Philharmoniker. Ohne eingeschliffene Opernroutine holten sie mit dem frischen Blick des Konzertorchesters eine überwältigende Fülle von Details und Farben zu Tage, die in Bühnen-„Elektras“ regelmäßig ungehört bleiben. Da keine Inszenierung der bildmächtigen Musik noch wirklich Bedeutsames und Eigenes hinzufügen kann, ist die konzertante Aufführung dieser Oper auch weniger abstrus als bei anderen Werken des Repertoires.

Christian Thielemann nahm die expressionistische Grellheit der Partitur zurück und schliff viele Kanten gerade. Er blickte eher aus Richtung „Rosenkavalier“ als vom 20. Jahrhundert des „Wozzeck“ auf Richard Strauss’ gewagteste Oper. Die Weitung ins Große und Ekstatische macht diesem Dirigenten jedoch kein Lebender nach. Angesichts seines baldigen Abschieds von München mischte sich Melancholie in den Schlussjubel.

Warum nicht ungekürzt?

Vom Block H aus wirkten die Sänger hinter einem gnädigen Schleier. Linda Watson bewältigte die Titelpartie mit stumpfen Tönen und Tremolo, ohne sie zu deuten. Gesünder war der jugendlich-dramatische Sopran von Manuela Uhls Chrysothemis. Mit knappen Strichen und erstaunlich frisch porträtierte René Kollo den Aegisth. Jane Henschel verzerrte die Klytämnestra zur keifenden Knusperhexe. Richard Strauss hat sich da eine „schöne, stolze Frau von 50 Jahren“ vorgestellt. Seltsam, dass der sorgfältige Thielemann diese Karikatur durchgehen lässt. Und auch die üblichen Theater-Striche sollten sich konzertant eigentlich verbieten.

Robert Braunmüller

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