Griechischer Witz mit Kraft und Niveau
Teodor Currentzis und die Philharmoniker mit Schumann, Adams und Prokofjew im Gasteig
Radu Lupu hatte wegen Krankheit abgesagt. Für ihn sprang der Moskauer Pianist Mikhail Mordvinov ein. 1996 gewann er den Zwickauer Schumann-Wettbewerb, für dessen Klavierkonzert also einer, der wusste, worauf es ankommt. Mit den Münchner Philharmonikern entwickelte sich munterer Dialog. Mordvinov entging der Gefahr, allzu virtuos zu musizieren, entdeckte stattdessen immer wieder Zwischentöne und Momente des romantischen Verweilens. Dennoch: Schumanns „Arabesque”, als Zugabe serviert, gelang dann doch um einiges eindringlicher, vor allem souveräner.
Am Pult der Münchner Philharmoniker stand Teodor Currentzis, für Insider spätestens seit seinem Bregenz-Debüt als Dirigent von Weinbergs Oper „Die Passagierin” ein griechischer Geheimtipp. Mit „The Chairman Dances” von John Adams konnte er nicht viel anfangen. Die sich ständig wiederholenden minimalistischen Floskeln bieten kaum Freiräume für Interpretation. Ganz anders Prokofjews Siebte: Der grotesk pointierte Sarkasmus dieser Symphonie erklang mit energischem Nachdruck. Die holzschnittartig aufgefächerte Klangfarbendramaturgie, die Currentzis den Philharmonikern abtrotzte, war angemessen.
Für den Finalsatz hatte man die später revidierte Fassung gewählt. Sie unterscheidet sich von der ursprünglichen Version durch ein paar hinzukomponierte Schlusstakte. Currentzis zeigte Sinn für Humor: Er hielt kurz inne. Als zaghafter Beifall aufkam, verbeugte er sich kurz – und gab dann das Signal für den deftig knatternden Endspurt. Man möchte ihn öfter in München erleben. An der Staatsoper wird er zunächst einmal im März Verdis „Macbeth” dirigieren.
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