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Fast Homerische Helden und Versehrte im täglichen Überlebenskampf: Eric Klemms eindrucksvoller Bildband „Silent Warriors“ über die Indianer in den USA und Kanada
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Linda gehört zu den Haudenosaunee, wie sich die Irokesen selbst nennen.
Steidl-Verlag 3 Linda gehört zu den Haudenosaunee, wie sich die Irokesen selbst nennen.
Diesen Inuit fotografierte Eric Klemm im Juli 2006 in Yellowknife, Kanada.
Steidl-Verlag 3 Diesen Inuit fotografierte Eric Klemm im Juli 2006 in Yellowknife, Kanada.
Whitewolfe, ein Tänzer aus dem Stamme der Cherokee.
Steidl-Verlag 3 Whitewolfe, ein Tänzer aus dem Stamme der Cherokee.

Fast Homerische Helden und Versehrte im täglichen Überlebenskampf: Eric Klemms eindrucksvoller Bildband „Silent Warriors“ über die Indianer in den USA und Kanada

Es gibt wohl kaum ein Volk, das mehr verklärt, aber auch verteufelt wurde, wie die nordamerikanischen Indianer.

Der berühmte Fotograf Edward S. Curtis schuf seine unvergesslichen Bilder der „verschwindenden Rasse“, Karl May stilisierte die roten Männer zu Helden homerischen Ausmaßes. Und Persönlichkeiten wie der Dakota-Häuptling und Medizinmann Sitting Bull oder der Apachen-Kriegshäuptling Geronimo wurden Synonyme für die Unmenschlichkeit des Westens.

Jetzt wird der deutschstämmige Fotograf Eric Klemm seinen Bild-Band „Silent Warriors“ (Steidl, 256 Seiten, 45 Euro) veröffentlichen. 149 Porträts von Indianern, die Klemm auf dem ganzen Kontinent fotografiert hat. Dabei nannten die Indianer Fotografen früher „Schattenfänger“, fürchteten, dass mit dem Bild auch ihre Seele genommen werde. Wer je auf Reservaten unterwegs war, weiß, wie ungerne sich viele Indianer noch heute ablichten lassen.

Es sind intime Aufnahmen, die schonungslos das tägliche Elend dokumentieren. Bilder von verkrüppelten Kriegsveteranen, Alkoholikern und Prostituierte – Menschen im täglichen Kampf ums Überleben. Es sind Fotos bar jeder Romantik. Aber es gibt auch Bilder, die Indianer bei ihren Powwows zeigen, in modernem Federschmuck, Gesichter voller Stolz und Hoffnung. Aber Klemm verzichtet auf die wachsende Zahl der „Sieger“ – Anwälte, Künstler, Politiker und intakte Familien.

Der Band macht deutlich, dass es „den Indianer“ nicht gibt, sondern hunderte verschiedene Stämme mit unterschiedlichsten Physiognomien. Ein beeindruckendes Buch – mit einer Schwäche: Die Indianer werden alle vor weißem Hintergrund gezeigt, und so aus ihrem Kontext, dem Leben gerissen.

Matthias Kerber

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