Geld, Stahl, Alte Meister

100 Meisterwerke aus der Pierpont Morgan Library, New York, geben ihr Gastspiel in der Pinakothek der Moderne. Neben Skizzen von Jackson Pollock finden sich Zeichnungen von Raffael oder auch des späten Michelangelo.
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MÜNCHEN - 100 Meisterwerke aus der Pierpont Morgan Library, New York, geben ihr Gastspiel in der Pinakothek der Moderne. Neben Skizzen von Jackson Pollock finden sich Zeichnungen von Raffael oder auch des späten Michelangelo.

Manchmal legen sogar Investmentbanker ihr Geld partiell vernünftig an: So John Pierpont Morgan (1837–1913), Gründer der JP Morgan Bank und der US Steel Corporation, einer der mächtigsten Finanziers seiner Zeit. Und bedeutender Kunstsammler, Bauherr der gleichnamigen Bibliothek an der New Yorker Madison Avenue.

JP Morgan, der „Räuber-Baron“, investierte nämlich auch in kostbare Handschriften, Autographen, Inkunabeln – und rund 12000 Zeichnungen aus sieben Jahrhunderten. Und er war auf dem Gebiet der Kunst ebenso klar kalkulierender Geschäftmann, dass er sich nur Höchstwertiges andrehen ließ. Jetzt ist eine Auswahl von hundert Meisterzeichnungen aus dem Morgan Museum in der Pinakothek der Moderne zu Gast. Im Gegenzug darf sich die Graphische Sammlung 2010 in New York präsentieren. Die vielfältige Schau will kein „Best of“ sein, sondern bemüht sich um Sinnfälligkeit in Abstimmung mit den Münchner Beständen.

Wunderbare Bildweten, brav nach Kunstlandschaften geordnet

Sie beginnt mit dem jüngsten Exponat, einem Skizzenbuch Jackson Pollocks aus den 50ern, und führt zurück bis ins Trecento, zu einer Federzeichnung auf Purpurpapier mit dem Martyrium des heiligen Minias, deren Perfektion mit Weißhöhung besticht. Zwischen diesen beiden Blättern tun sich wunderbare Bildwelten auf, brav nach Kunstlandschaften geordnet. Bei Italienern trifft man auf den frühen Raffael (Jesus Christus am Ölberg, um 1505) und den späten Michelangelo (Verkündigung an Maria, um 1550). Bei beiden zeigt sich das Disegno ungewohnt weich.

Da kann Pontormos Rötelzeichnung eines männlichen Rückenaktes im Wettstreit der Kunst-Städte eher als typisch florentinisch durchgehen. Bei den Niederländern bestechen die Landschaften Paul Brils und Jacob van Ruisdaels; die idealisierte Natur wird durch Lorrain und Watteau verfeinert. Bemerkenswert ist auch der Komplex der altdeutschen Kunst mit Dürers Studie eines knieenden Stifters für das Rosenkranzfest und Altdorfers Liebespaar unterm Baum. Und die schaurige „Vorbereitung zur Kreuzigung Jesus Christus“ eines unbekannten fränkischen Meisters offenbart jenen in seiner Drastik faszinierenden Verismus, welcher der Kunst der beginnenden Neuzeit hierzulande zueigen war.

Roberta De Righi

Bis 1. März, Di – So 10 bis 18, Do bis 20 Uhr,

Katalog: (Hirmer) 39.90 Euro

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