Geistige Feierstunde in Oberammergau
200 Akteure, 800 Zuschauer, „Krieg und Frieden“ war ein großes Familienfest – mit einem musikalischen Rahmen, der gut zu einem Papstbesuch gepasst hätte.
Rosa Wolken hängen im Himmel über dem offenen Bühnendach, Grillen zirpen und der Ruf der Schwalben mischt sich mit Chorälen: Am Samstag zeigten Passions-Chor, -Solisten und -Orchester in Oberammergau beim Konzert „Krieg und Frieden“, dass die musikalische Qualität des Ortes am Kofel mit Laienmusik eher wenig zu tun hat. Stücke von Händel, Haydn und Mendelsson-Bartholdy füllten das Tonnengewölbe des riesigen Theaters satt aus – und bildeten den musikalischen Auftakt zur Passion 2010.
Haydns Symphonie „Mit dem Paukenwirbel“, die zur Zeit der Napoleonischen Kriege entstand, erscheint freudig-optimistisch, mit vergeistigter Bodenständigkeit bezaubert Mendelsson-Bartholdys Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ . Mit kraftvollem Stolz entfaltet sich Händels Krönungsanthem „Zadok the Priest“. Michael Bocklet ist der Meister am Pult im ersten Teil, bevor nach er Pause der musikalische Leiter Markus Zwink übernimmt. Die Stars des Abends, die Sopransolistinnen Maria Buchwieser, Katharina Osterhammer und Gabriele Weinfurtner-Zwink (auch im echten Leben Sängerin), machten bei Haydns Paukenmesse klar: Hier singt die Champions League, da ist keine Unsicherheit, kein Zögern. Einzig das Orchester erweckt zu Beginn den Eindruck des charmant Unfertigen. Der Wind fegt ein paar Notenblätter zu Boden, ein Handy fällt klappernd runter.
Doch schnell ist spürbar, mit wie viel Energie und Hingabe die Bürger des 5000-Seelen-Ortes im kommenden Jahr ihr Gelübde erfüllen wollen: Manch’ Auserwählte im Chor soll heftig geweint haben, als sie erfuhr, dass sie bei den Passionsspielen mitsingen darf. „Hosanna“ schallt es nach zwei Stunden in den Himmel des Werdenfelser Landes, „Ja“ ruft einer laut im Publikum. 200 Akteure, 800 Zuschauer, „Krieg und Frieden“ war ein großes Familienfest – mit einem musikalischen Rahmen, der gut zu einem Papstbesuch gepasst hätte. Katharina Rieger
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