Gegen Resignation
Sie zählt zu den populärsten und erfolgreichsten Kabarettistinnen im deutschsprachigen Raum. Am Donnerstag (10. Mai) feiert ihr neues Programm mit dem Titel „Mut“ Premiere im Münchner Schlachthof.
AZ: Frau Fitz, warum ist Mut so wichtig?
Johann Wolfgang von Goethe hat gesagt: „Mut verloren, alles verloren“. Ohne Mut kommt man nicht weiter. Mut heißt immer, sich seinen Ängsten zu stellen. Man muss aber immer abwägen, was zu gefährlich ist, die Grenze zwischen Mut und Dummheit ist ja fließend. Heute heute macht sich eher eine Massenresignation breit.
Ist es mutig, die Piratenpartei zu wählen?
Es ist Ausdruck der Wut mancher Bürger. Allerdings befürchte ich, dass die Macht der Wirtschafts-Lobbys zu groß ist. Die Piraten hampeln jetzt noch ein bissl und dann beugen sie sich auch.
Welche Macht hat denn dann der Bürger überhaupt?
Das ist eine Frage, die ich als kleine Kabarettistin auch nicht beantworten kann. Aber es gibt immer wieder Bespiele, wo einzelne mutige Menschen viel bewegt haben. Zum Beispiel Rosa Parks, die sich als erste schwarze Frau 1955 in einem Bus geweigert hat, für einen weißen Fahrgast aufzustehen. Sie wurde verhaftet und daraufhin organisierte Martin Luther King den Montgomery Bus Boykott. Das war der Beginn der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Auch das gibt es.
Wann waren Sie mutig?
Ich war bei der AZ-Gala "Stars in der Manege" mit sieben Königstigern zu Gange. Mutproben hab ich immer geliebt - beim Fallschirmspringen, Harley-Fahren, eher so Männergeschichten. Einmal hab ich mein Zamperl vor einer Dogge gerettet. Aber es sind ja oft banale Dinge: Im Supermarkt laut zu sagen, dass bitte jemand eine zweite Kasse aufmachen soll.
Machen Sie das?
Mut ist oft wie ein Regenschirm: Wenn du ihn brauchst, fehlt er dir. Manchmal liegt’s auch daran, dass ich Lisa Fitz bin. Da müsste die Lisa was sagen, die Fitz traut sich aber nicht, weil die Leute denken könnten: Die Fitz macht sich wichtig.
In jungen Jahren hatten sie eine Karriere in der volkstümlichen Musik. War es mutig, das Dirndl gegen Lederklamotten zu tauschen?
Im Dirndl wäre wohl vieles einfacher gewesen. Alles, was man im Dirndl sagt, klingt für die Leute gradaus, aufrecht, bodenständig. Aber das Dirndl ist auch wie eine Tarnkappe: das Hirn darunter wird unsichtbar. Der Mut zu Brüchen gehört sicherlich zu meinem Leben dazu.
Wann war der letzte Bruch?
Als ich vor fast neun Jahren mit meinem Lebensgefährten Peter zusammengezogen bin. Für mich, weil ich mich auf einen zwanzig Jahre jüngeren Mann eingelassen habe. Und für ihn auch: Er hat Wien verlassen und lebt mit einer populären Frau, das schafft nicht jeder.
Ihre Mutter ist dement. Wie mutig gehen Sie mit dem Thema Alter um?
Wir besuchen sie oft und durch sie denke ich viel über das Alter nach. Sie hat bessere und schlechtere Tage, aber sie verliert mehr und mehr die Kontrolle über die Sprache. Das stelle ich mir schlimm vor: Anderen ausgeliefert zu sein, denen man sich nicht mitteilen kann.
Sprechen Sie mit Ihrem Sohn Nepo darüber?
Ich möchte nicht auf meinen Sohn angewiesen sein. Die Kinder stecken als Erwachsene dann ja noch mitten in ihrem Leben, sie können eine Pflege gar nicht leisten, das ist unzumutbar. Deswegen möchte ich das Thema nicht verdrängen, sondern rechtzeitig entscheiden, wo ich dann sein werde und wer mir hilft.
Heute und morgen, 20.30 Uhr im Schlachthof
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