Gefangen in der Zwischenwelt
Kennen Sie dieses Gefühl kurz vor dem Einschlafen, wenn man plötzlich glaubt, nie wieder aufwachen zu können? Eine Horrorvorstellung, die in „Insidious” grausige Realität wird.
Es ist dunkel. Ein Junge ruht friedlich auf seinem Bett. Plötzlich blitzt es am Fenster auf und ganz kurz meint man, einen Schatten zu sehen. Dann ein harter Schnitt. Und eine alte Frau mit langen wirren Haaren zeigt ihre hässlich verzerrte Fratze. In der Hand hält sie fest umklammert eine brennende rote Kerze, die vor allem eins symbolisiert: Um das Lebenslicht des Kindes ist es schlecht bestellt.
Ein typischer Geisterbahneffekt. Unzählige Male reproduziert, und doch immer wieder effektiv. Nach diesem Horrorauftakt nach Maß drosselt James Wan das Tempo seines Films, der nicht von ungefähr „Insidious” (zu Deutsch „heimtückisch”) heißt. Wan will nichts überstürzen, lässt seinen Filmcharakteren lieber ein wenig Raum zum Atmen.
Nur für starke Nerven
Das Rezept geht auf. Renai (Rose Byrne) und ihr Mann Josh (Patrick Wilson) wirken als Paar glaubwürdig, sind weit weg von kreischenden Figurenstereotypen, die bereits so manchen Gruselfilm in ein Ärgernis verwandelt haben.
Renai und Josh freuen sich über ihr großzügiges neues Zuhause. Nur ihr Sohn Dalton macht Probleme. Als das Sorgenkind auf dem Dachboden von der Leiter fällt, befürchten sie schlimmes. Aber Dalton bleibt äußerlich unverletzt – im Gegensatz zu seinem Innersten. Am nächsten Morgen erscheint er nicht zum Frühstück, schläft lieber weiterhin den Schlaf des Ungerechten. Nicht stundenlang, sondern Tage und Monate. Niemand kennt eine Lösung für seinen Komaanfall. Und auch im Haus scheint es plötzlich zu spuken, häufen sich merkwürdige Geräusche und mysteriöse Handeabdrücke.
Wan, der Schöpfer von „Saw”, spielt fortan teuflisch-gekonnt alle Genreasse aus. Seine knarzenden Soundeffekte sind ein ständiger Gänsehautfaktor, die perfekt getimten Schocks nichts für Herzschrittmacher-Patienten. Und wenn die Dämonenjagd in der Zwischenwelt gegen Ende ein wenig zu vordergründig verbildlicht wird, baut Wan auch mal einen Humor-Zwischenstopp ein und beweist, dass Horror ohne Blut gar nicht blutarm sein muss.
Kino: CinemaxX, Mathäser, Neues Gabriel (OV)
R: James Wan (USA, 103 Min.)
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