Für Johannes Brahms lohnt es sich, Cellist zu sein
Er stand in Mozarts „Zauberflöte” auf der Bühne des Nationaltheaters und war ein gefragter Solist des Tölzer Knabenchors. Später studierte der Münchner Allan Bergius Cello und Dirigieren. Er war Musiker im Düsseldorfer Opernorchester, anschließend Kapellmeister am Theater Krefeld-Mönchengladbach, ehe er noch einmal die Seite wechselte: Heute wirkt Bergius als stellvertretender Solo-Cellist im Bayerischen Staatsorchester.
„Für mich ist das die Traumstelle”, sagt Bergius. „Natürlich ist die Arbeit in der Oper Stress, aber auf höchstem künstlerischen Niveau. Und durch meine Arbeit mit dem Jugendorchester Attacca kann ich weiterhin dirigieren und vor allem meine Liebe zur Musik weitergeben.”
Beim Freiluftkonzert am Samstag auf dem Max-Joseph-Platz wird diese Liebe öffentlich. Hier spielt das Multitalent eine Doppelrolle: Für Kent Nagano hat er das Jugendorchester einstudiert, welches mit Modest Mussorgskis „Nacht auf dem kahlen Berge” den Abend eröffnet. „Attacca gibt im Unterschied zu ähnlichen Formationen auch Jüngeren eine Chance”, so Bergius. „Einer der Schlagzeuger ist erst zehn, aber er macht seine Sache wirklich gut.”
Bei Richard Wagners „Tannhäuser”-Ouvertüre, der Tondichtung „Tod und Verklärung” von Richard Strauss und der Vierten von Brahms spielt Bergius dann Cello im Staatsorchester. „Die Brahms-Symphonie ist eines meiner Lieblingsstücke”, schwört Bergius. „Sie hat wundervolle elegische Kantilenen, für die es sich lohnt, Cellist zu sein. Für mich ist das Werk eine Sternstunde der Klassischen Musik.”
Das für September und Oktober geplante Japan-Gastspiel sorgt derzeit für Gegrummel in der Oper. Eine Viertel der 400 betroffenen Mitarbeiter wird wegen gesundheitlicher Bedenken nicht in das vom Erdbeben und der Atomkatastrophe erschütterte Land reisen. Sie müssen unbezahlten Urlaub nehmen. Bergius selbst baut ein Überstunden-Guthaben ab – allerdings aus anderen, familiären Gründen: Seine Gattin singt im Herbst in Lübeck die Traviata. „Ich kann die Ängste der Kollegen nachvollziehen”, meint er. „Aber auch der Intendant ist in einer schwierigen Situation. Bachler ist an Verträge gebunden und muss am Gastspiel festhalten, weil keine Reisewarnung vorliegt. Beide Seiten haben deshalb recht.”
Samstag, 20 Uhr, Max-Joseph-Platz, Eintritt frei