Für immer jung, nie saturiert
Auch im 32. Jahr noch frisch: Über drei Stunden BAP in der Muffathalle
Im Zugabenblock kokettiert der Sänger damit, dass die Band und ihr Publikum in die Jahre gekommen sind. Früher seien an dieser Stelle Wunderkerzen und Feuerzeuge in die Höhe gehoben worden, sagt Wolfgang Niedecken vor „Do kanns zaubere“, dem Klassiker unter seinen Liebesliedern, „heute streckt ihr die Handys hoch, weil zu Hause einer auf die Pänz aufpasst!“
Der Mann singt bald auf die 60 zu, rennt also nicht mehr wie vor einem Vierteljahrhundert bei den Rockpalast-Konzerten wie ein Irrwisch über die Bühne – doch saturiert ist er noch lange nicht. Niedecken (57) erfindet BAP immer wieder neu; die „Radio Pandora“-Tour, mit der die Kölschrocker in der ausverkauften Muffathalle gastierten, zeigt dies. Ein musikalischer Reisekoffer voller Authentizität, nur dass der Frontmann heute nicht mehr gegen alte Männer und den Nato-Doppelbeschluss wettert, sondern sich um zwangsrekrutierte Kindersoldaten in Uganda sorgt (und sich mit dem Projekt Rebound auch tatkräftig kümmert). Niedecken hat an Penetranz verloren, doch nicht an Überzeugungskraft.
In Ehren ergraut
In „Songs sinn Dräume“ besingt er sein Lebensmotto: Déjà-vûs von etwas, was noch wahr werden soll. Selbst wenn er vom alten Dylan „Forever Young“ im Sitzen einkölscht, reißt er noch mit. „Für immer jung, dann blievs du für immer jung“, gröhlt das in Ehren ergraute Publikum, glaubt an die Botschaft und verlässt nach sagenhaften drei Stunden und 15 Minuten die Halle im Gefühl, dass Niedecken auch im 32. Jahr noch konstante Frische abliefert.
Und nach dem Abspann verkaufen sie das gerade gefeierte Konzert dann schon als MP3-Stick. So ist das heute bei BAP.
Gunnar Jans
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