"Friendship" - Von der DDR in die USA

Alles in einem: Der Film "Friendship" hat von jedem Filmgenre etwas. Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke spielen alle Klischees gekonnt beiseite.
von  Abendzeitung

Alles in einem: Der Film "Friendship" hat von jedem Filmgenre etwas. Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke spielen alle Klischees gekonnt beiseite.

„Freundschaft!“ – mit Ausrufezeichen ist es das sozialistische „Grüß Gott!“, aber in der gelungenen Tragikomödie „Friendship!“ – um zwei Jung-Ossis auf USA-Reise – ist es auch Ausdruck, dass zwei, die sich seit DDR-Schultagen kennen, sympathisch zusammenhalten – ohne Sauftouren oder dauer-coole Sprüche, wie sie oft nerven.

In der amüsanten Geschichte ist alles drin: Abenteuer, Familiendrama, Roadmovie, Sex und Gesellschaftsporträt. Denn mit Ossi-Augen bekommt Amerika wieder einen unverbrauchten Wunderland-Charakter, obwohl die beiden Freunde (Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke) schon bei der Einreise in New York mit ihrer Super-8-Kamera und Filmrollen in die harte Mangel der Einwanderungsbehörde geraten: Die Verteidigung mit gespreizten Beinen, nur noch in Unterhose und Händen an der Wand, „We are not Nazis, we are Kommunists!“, macht die Sache nicht besser.

Auch bei der großen Fahrt nach San Francisco wird Amerika zwar als Klischee entdeckt (Riesen-Supermärkte, Naivität und Gastfreundschaft, Metropolen-Gefühl, Provinz und weite Landschaft), aber der Film ist zu klug, um zu übertreiben und ist so ergreifend ehrlich. „We have no Aids, we are from the DDR!“, beruhigen die Jungs radebrechend zwei sextolle blonde Provinzteenies, die gar nicht wissen, was Deutschland ist und die zwei Fremden in ihrer netten Naivität soooo süß finden. Auf ihrem Trip werden die beiden noch zu Fälschern von Mauer-Souvenirbrocken und beeindrucken auf einer Charity-Veranstltung mit ihren privaten Dokumentarfilmchen aus der DDR. Matthias Schweighöfer und das neue deutsche Filmgesicht Friedrich Mücke spielen beeindruckend alle Ossi-, Männerfreudschafts- und Ami-Klischees beiseite. Das alles macht „Friendship!“ zum klugen Feel-Good-Film!

Adrian Prechtel

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