Freuen auf die Kino-WM
Berlin - Die Berlinale ist die Filmweltmeisterschaft”, sagt Anca Miruna Lazarescu. Ihr Abschlussfilm geht sogar ins Rennen um einen Goldenen Bären, als zweiter Beitrag der Münchner Filmhochschule in der Geschichte der Berlinale. Der Kurzfilm „Apele Tac/Silent Water” ist im Rumänien der 80er Jahre angesiedelt und erzählt die Geschichte von zwei Männern, die dem kommunistischen Regime entfliehen möchten. Als gegen alle Vereinbarungen eine dritte Person mitkommen soll, entbrennt ein Konflikt. Im Sommer letzten Jahres wurde vor allem im Wasser und bei Nacht gedreht. Das barg auch für die Regisseurin große Schwierigkeiten. Sie war hochschwanger und mit einem XXL-Neoprenanzug für Männer vorwiegend im Donauwasser. „Das wichtigste war mir, dass der Film authentisch ist,” sagt Lazarescu. Die Handkamera bleibt ganz nah bei den Charakteren. Einmal zeigt sie, wie einer der Protagonisten von Grenzsoldaten beim Prüfen der Fluchtmöglichkeiten erwischt wird. Die Soldaten hört man nur, die Angst auf dem Gesicht des Mannes hingegen sieht man.
Drei Preise in der Kategorie Kurzfilm kommen für den 30-minütigen Ffilm in Frage. Die Konkurrenz ist hart. Auch „Being John Malkovich”-Regisseur Spike Jonze ist nominiert. „Spike und ich sind jetzt Ellenbogenkumpels”, scherzt Lazarescu. Am Sonntag wird sie nach Berlin fliegen, am Montag feiert ihr Film Premiere. Obwohl sie ein straffes Programm hat, möchte sie unbedingt so viel wie möglich sehen. „Trotzdem hat man immer das Gefühl, etwas zu verpassen. Und natürlich nimmt sich jeder furchtbar wichtig, alle schreien immer in ihr Handy, dass sie so viele Termine haben,” sagt Lazarescu. Bereits 2004 gewann sie eine Ausschreibung der Berlinale und realisierte für das Festival den Film „Bucuresti-Berlin”. Damals ging sie leer aus. „Es ist ein Privileg, dass ich meinen Film auf der Berlinale zeigen kann. Es war ein langer Weg dorthin und es wird auch noch ein langer Weg”.
Auch ihr Kommilitone Jan Gassmann zeigte 2007 seinen Dokumentarfilm „Chirug” auf der Berlinale, heimste dafür einen Preis ein. Heuer wird er seinen Spielfilm „Off Beat” zeigen. In dem Spielfilm geht es um einen jungen Rapper, der sich von Exzess zu Exzess hangelt, bis alles, was ihm wichtig is, in die Brüche geht.
Zwei weitere HFF-Filme werden in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino” laufen. Studentin Susan Gordanshekan wird ihren Kurzfilm „Eisblume” zeigen. Der dreht sich um einen jungen Bosnier, der eine an Demenz erkrankte Frau pflegt. Für einen kurzen Moment halten sich die zwei Außenseiter aneinander fest, nur um sich wieder zu verlieren. Susan Gordanshekan freut sich darauf als Filmemacherin auf der Berlinale zu sein. „Man wird ganz anders wahrgenommen. Bisher war ich nur als Besucherin auf der Berlinale” sagt sie. Mitstudent Stephan Ludwig wird es nicht anders gehen. Seine Dokumentation „Ein Sommer voller Türen” läuft in derselben Sektion. Er hat einen Sommer lang zehn Mitgliedswerber des Malteser Hilfsdienstes begleitet. Anca Lazarescu hat den Film schon gesehen. Endlich ein Film, den sie verpassen darf.