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Die freie Münchner Tanz- und Theaterszene tobt sich wieder auf dem Festival Rodeo aus – gestern wurde das Programm vorgestellt, es gibt 16 heimische Produktionen
Mathias Hejny |
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Seinen Tiefpunkt, so viel lässt sich jetzt schon sagen, wird das Festival Rodeo München 2012 gleich am Eröffnungstag erleben. Spielstätte der Uraufführung von „O. R. pheus" ist der sonst nicht zugängliche Tiefbunker an der Ecke Luisenstraße und Elisenstraße nahe des Hauptbahnhofs. Schauplatz ist die Unterwelt, wo Orpheus seine Eurydike verlor. Ästhetisch und technologisch allerdings verspricht die Performance von Evelyn Hribsersek auf der Höhe unserer Zeit zu sein: „O. R." meint den Operationssaal einer Schönheitsklinik, die als multimediale Rauminstallation auf den mit Smartphone ausgerüsteten Besucher mit Bildern, Tönen und Texten einwirkt.

Neue Orte für außergewöhnliche Theater- und Tanzprojekte zu finden war eines der Ziele für die zweite Ausgabe des Rodeo-Festivals, erklärte sein Künstlerischer Leiter Dietmar Lupfer gestern bei der Präsentation. Neugierig machte er auf „11. 9. 11 - DNA der Erinnerung" von Berkan Karpat, denn Aktionen vor dem US-Konsulat würden von Sicherheitskräften besonders ungern gesehen. Andere ungewöhnliche Orte sind das Museum für Ägyptische Kunst und das Maximiliansforum.

Was sich als Trend fortschreibt ist die Nutzung von Video und IT-Technologie unter Choreografen und Schauspielregisseuren. Umso auffälliger sind zwei Kinoklassiker, die als Steinbrüche dienen: Hitchcocks „Die Vögel" bei Andreas Ammer und „Der Partyschreck" von Blake Edwards bei der Bairischen Geisha.

Insgesamt sind zwischen 30. Mai und 3. Juni 16 Produktionen in 30 Vorstellungen zu sehen. Zu den Erkenntnissen des Rodeo-Debüts vor zwei Jahren gehöre, berichtete Kulturreferent Hans-Georg Küppers, dass die freie Theater- und Tanzszene Münchens schlecht sowohl untereinander als auch nach außen vernetzt sei. Seit 2010 habe sich viel getan: Nicht nur gebe es mehr Kooperationen von Künstlern in der Stadt, sondern es folgten Einladungen zu nationalen wie internationalen Festivals. In vier bis fünf Jahren könnte Rodeo ähnlich bedeutend sein wie das Theaterfestival Impulse in Nordrhein-Westfalen. Dietmar Lupfer verspricht sich von den Aufführungen und den begleiteten Symposien mehr Erkenntnisse in der Frage, wie „frei” die freie Szene tatsächlich ist.

Rodeo München 2012, 30. Mai bis 3. Juni, Tel. 018054818181

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