Flitzpiepe mit 71

Zwei Mitsechziger, die sich neu verlieben und das Erbe ihrer Kinder verballern: Anita Kupsch spielt neben Achim Wolff in „Geschichten von Mama und Papa” in der Komödie im Bayerischen Hof
Verena Assmann |
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Hand in Hand mit ihrem Mann Klaus betritt Anita Kupsch den Bayerischen Hof. Sie trägt ein pink-orange-gestreiftes Hemd und wenn sie lacht, tanzen die blonden Locken auf ihrem Kopf. Das tun sie ständig. In „Geschichten von Mama und Papa” spielt Kupsch die verwitwete, hypochondrische Dolores Velasco, die sich im Praxis-Wartezimmer in Fernando Cano (Achim Wolff) verliebt. Das Motto: Für die Liebe ist es nie zu spät! Und Liebe wirkt besser als jede Medizin. Am 18. Mai hat die Berlinerin ihren 71. Geburtstag gefeiert.

AZ: Frau Kupsch, alles Gute nachträglich zum Geburtstag! Sie sehen blendend aus.

Das sagen alle. Bloß fühle ich mich nicht so. Ich bin erschöpft. Vor der Premiere ist so viel zu tun. Interviews, Proben. So geht es noch bis Donnerstag weiter. Dann sage ich aber: Schluss aus und ich schau mir die Stadt an. Klaus und ich sind mit dem Auto hier und wollen ein bisschen rumfahren. München ist so eine süße Stadt. Ich wurde schon vier Mal angesprochen, Berlin ist viel anonymer.

Eine ihrer bekanntesten TV-Rollen war die der Arzthelferin Gabi in „Praxis Bülowbogen”. Solche Serien gibt es heute nicht mehr. Schauen Sie noch gerne fern?

Auf jeden Fall keine Telenovelas. Das finde ich ätzend. Was erwarten sich die Schauspieler? Wenn sie später fortgehen, weiß kein Mensch wie sie heißen. Mir wäre das viel zu anstrengend und viel zu wenig Geld. Einmal wurde mir eine Rolle angeboten, ich hätte eine Gräfin spielen sollen. Ich als Gräfin – wie kann man darauf kommen?

Also nichts mit Etepetete?

Ich bin ne Flitzpiepe, aber keine Gräfin. Bis zu meinem 36. Lebensjahr war ich die Göre, mit Kniestrümpfen und Faltenrock. Dann spielte ich die Mutter, dann die Großmutter. So stellte ich mir den Weg auch vor. Liebhaberinnen haben mich auch nie interessiert. Küssen vor der Kamera finde ich entsetzlich, das kann ich gar nicht. Auf der Bühne mag ich es auch nicht.

Ab heute bis Mitte Juli stehen Sie jeden Abend in München auf der Bühne, dann geht’s weiter nach Düsseldorf. Macht es Ihnen nichts aus, quer durch die Republik zu fahren, anstatt zuhause in Berlin zu sein?

Nein überhaupt nicht. Bloß nicht immer der gleiche Trott. Genauso kann ich auch nicht immer dasselbe spielen. Im Herbst plane ich ein neues Stück in Berlin.

Es war auch zu hören, dass Sie ein Buch planen.

Es ist noch nicht fertig, 80 Seiten habe ich schon. Es heißt „Nochmal von vorn - Nee”. Ich schreibe nur witzige Geschichten auf, es ist ja so viel passiert. Ich erinnere mich gerne an ein Erlebnis mit dem Schauspieler Rudolf Platte. Ich war immer verliebt in den, wenn er seine privaten Klamotten trug – nicht die ollen von der Bühne. Einmal liefen wir spazieren, da drehte er sich dreimal nach ner dunkelhaarigen Frau um: Ich sagte: Die gefällt dir wohl? Er dann: Ach weißte Mädchen, blond ist für mich wie Glatze. Da war das Verliebtsein schlagartig beendet.

In „Geschichten von Mama und Papa” geht es darum, dass es für die Liebe nie zu spät ist.

Genau. Es geht um zwei alte Leute, die wieder jung werden – und zwar nicht, weil sie Botox gespritzt haben, sondern weil sie sich verlieben.

Es ist doch eher selten, dass man ab einem gewissen Alter nochmal die Liebe entdeckt.

Es ist nicht selten. Meine Mutter ist 93 und lebt im Pflegeheim, dort verlieben sich die Leute immer noch. Das finde ich liebenswert: Mensch, das Leben ist doch so kurz. Ich bin schließlich auch nicht mehr jung und liebe meinen Mann.

Komödie im Bayerischen Hof, 25. Mai bis 16. Juli, Montag bis Samstag 20 Uhr, sonntags 18 Uhr (Zusatzvorstellung am 28. Mai um 15 Uhr) Preise zwischen 22,50 und 35 Euro

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