Filmfestspiele Cannes: Je näher an der Croisette, desto teurer

Heute eröffnet das Festival Cannes mit dem 3-D-Film „Up“und trotzt der Krise
von  Abendzeitung

Heute eröffnet das Festival Cannes mit dem 3-D-Film „Up“und trotzt der Krise

Cannes versucht, ruhig zu bleiben: Das offizielle Werbeplakat 2009 der modern verbauten Fischerdorf-Stadt zeigt den künstlichen Sandstrand mit einer Bikinifrau im Lotussitz, die zen-meditierend auf das Blau des Meeres blickt. Auch der Programm-Chef im Betonbau des Palais du Festival, Thierry Frémaux, sagt beschwörend: „Cannes kennt keine Krise!“ Stimmt, denkt man, wenn man das konzentrische Kreis-Preissystem um die Croisette sieht. Je näher man kommt, desto teurer wird alles.

„Ja, Cannes ist noch einmal teurer geworden“, gibt der Kellner im Italo-Restaurant zu, während er einem 8.50 Euro für ein Glas Martini abknöpft: „Aber nicht, weil alles so gut läuft. Im Gegenteil, weil es in dieser Krise schlechter läuft.“ Wenn schon weniger kommen, dann sollen die halt die ganze Zeche zahlen. Ob die Rechnung aufgeht, jetzt, da die Rolex-Russen fehlen, die immer in den besten Restaurants einfielen?

Was den Wettbewerb anbelangt, ist von Krise nichts zu spüren: bekannte Gesichter, erwartungsvolle Gefühle. Almodóvar bringt Penélope mit, Lars von Trier seinen „Antichrist“. Nur Deutschland hat wieder keinen Film im Wettbewerb. Dass dennoch an der Côte d’Azur viel deutsch gesprochen werden wird, liegt auch daran, dass Tarantino seinen Zweiten-Weltkriegs-Trash „Inglorious Basterds“ über eine jüdische US-Kamikaze-Einheit hinter der deutschen Front „authentisch“, wie er sagt, mit deutschen Schauspielern besetzt hat.

Zwar hat Zugpferd Brad Pitt die Hauptrolle, aber dann kommen schon Diane Krüger, Daniel Brühl und Til Schweiger. Der Österreicher Haneke bringt Ulrich Tukur mit.

Aufwärts geht’s! Das ist gegen den weltweiten Trend die antizyklische Botschaft der Festival-Regie: Der Eröffnungsfilm heute heißt „Up“. Und der soll eine weitere Angst der Filmindustrie zerstreuen – die vor der Piraterie. Denn in 3-D auf die Leinwand geworfen, ist er nicht schwarz abfilmbar und so für Internetbörsen ungeeignet.

Adrian Prechtel

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