Figaros coole Lounge

Die Staatsoper eröffnete ihren Pavillon auf dem Marstallplatz, der ab 24. Juni mit neuen Formen des Musiktheaters bespielt werden und daneben junge Clubber anlocken soll
von  Abendzeitung

Die Staatsoper eröffnete ihren Pavillon auf dem Marstallplatz, der ab 24. Juni mit neuen Formen des Musiktheaters bespielt werden und daneben junge Clubber anlocken soll

Für die wüst ausgreifenden Zacken ließ sich der Architekt Wolf D. Prix durch den Song „Purple Haze“ von Jimi Hendrix und eine ungenannt bleibende Arie aus Mozarts „Don Giovanni“ inspirieren. Durch die Analyse der Frequenzen und ihre Verknüpfung mit dem computergenerierten 3D-Modell verwandelte der Architekt die Klänge in pyramidenförmige Gebäudeteile.

Sogar einen praktischen Nutzen sollen diese räumliche Materialsierung von Musik haben: Der Mitbegründer der Architektengruppe Coop Himmelbl(l)au hofft, damit die störenden Schallwellen des Verkehrs auf dem Kopfsteinpflaster der Alfons-Goppel-Straße zurückzuschlagen, damit der Kunstgenuss im neuen Experimentierpavillon der Staatsoper ungestört bleibt.

Zu Ehren des Hauptsponsors wurde der Bau „Pavillon 21 MINI Opera Space“ getauft. Im Inneren der Metallschachtel befindet sich ein Theater für rund 300 Besucher. Ab heute probt dort Christoph Schlingensief sein „Remdoogo“-Projekt, mit dem die neue Experimentalspielstätte der Staatsoper am 24. Juni eröffnet werden soll. Danach wird der Pavillon den Juli über mit innovativem Musiktheaterformen bespielt. Er ist aber auch als jugendliche Clubbing-Location gedacht. Das Gebäude ist zerlegbar und soll als Werbeträger der Staatsoper durch Europa touren.

Ganz oben angesiedelt

Das Schlingensief-Projekt bereits ausverkauft. Für andere Aufführungen gibt es noch Karten, teilweise ist der Eintritt sogar frei: Am 29. und 30. Juni sowie am 1. Juli öffnet der Pavillon bereits um 8 Uhr morgens und lädt alle, die gern singen, tanzen oder Yoga machen, zum „Studio21“ ein. Am 7. Juli folgt mit der Uraufführung von „Intrigo internazionale (KV 492“) ein Stück über Spionage und Bespitzelung – basierend auf Mozarts „Le nozze di Figaro“. Die Ein-Mann-Performance „Golgotha“ des Südafrikaners Steven Cohen am 17. und 18. Juli zeigt den Körper des Künstlers als wichtigstes künstlerisches Ausdrucksmittel.

Bei der Generalprobe in einem Zelt voriges Jahr war der Zuspruch eher mau, weil es am abgelegenen Marstallplatz zu wenig Laufkundschaft gibt. Zur Abhilfe unternehmen am 29. Juni und am 6., 13. und 20. Juli ab 18.45 Uhr Schauspieler, Sänger und Musiker unter der Leitung der italienischen Komponistin Lucia Roncetti musikalische Umzüge in die nähere Umgebung, um Passanten anzulocken.

Bleibt die Antwort auf die Frage, was der Spaß kostet: Die 2,1 Millionen Euro teilen sich der Freistaat, die Staatsoper und Sponsoren. Billiger als ein Konzertsaal im Marstall ist die Schachtel also auf jeden Fall. Das freistaatliche Engagement in kritischen Zeiten zeige, dass Kultur in Bayern trotzdem „ganz oben angesiedelt“ sei, sagte Kunstminister Heubisch bei der gestigen Eröffnung.

Robert Braunmüller

Infos zum Programm unter www.bayerische.staatsoper.de

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