Feinste Detailarbeit: Das Jerusalem Quartett
Über die Machtverhältnisse in einem Streichquartett könnte man endlos sinnieren. Leitwölfe sind kaum mehr gefragt, deshalb setzen gerade junge Musiker auf den „demokratischen Aufbruch“. Der funktioniert bei Klasse-Ensemble wie dem Jerusalem Quartet, keine Frage.
Die Vier reagieren auf Wimpernschlag, das Zusammenspiel ist extrem homogen – wovon vor allem Mozarts auf Harmonie zielendes B-Dur-Quartett KV 589 profitierte. Dass sich Cellist Kyril Zlotnikov, der hier neue Themen einstreuen darf, dezent zurückhielt, ließ die geschmackvolle Diskussion allerdings etwas brav werden.
Und auch beim „Jagdquartett“ KV 458 hätte man sich von Primarius Alexander Pavlovsky etwas mehr Agitation gewünscht. Statt dessen konzentrierte sich das Jerusalem Quartet auf die Ausreizung zartester dynamischer Möglichkeiten, auf rhythmische Finessen. Und damit trafen diese vier Feinwerker gerade in Mendelssohns e-moll-Quartett op. 44 den richtigen Ton. Das Kantable im dritten Satz etwa, die subtilen Effekte im Kopfsatz. Und die Canzonetta aus op. 12 war als Dreingabe das Zuckerl schlechthin.
Christina Sigg
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