Etwas Sex für den Frieden - schon hat man Koks im Salat
Winnie Katz’ Lesben-Tanzschule war wie Gott. Die Menschheit kriegte sie nie zu sehen, aber man wusste immer, dass sie da war.” Mit dem ersten Satz nimmt man den ruckeligen Aufzug in die Kinkster-Welt. In das schrappelige Apartment in Greenwich Village.
Mit dem Schreibtisch und seinen zwei Telefonen, die so bedeutungsvoll „an jeder Seite von dem, was man Gehirn nennt” klingeln. Im Apartment darüber steppen Winnie Katz und ihre Mädels. Auf dem Tisch steht das Stierhorn, in das der Kinkster sich manchmal auch mehrmals einen Jamson Irish Whiskey kippt. Dann spricht er mit der Katze, nur ein Alkoholiker trinkt allein.
„Wenn die Katze weg ist ...” hat Kinky Friedman schon 1983 geschrieben. Jetzt ist der Roman aus der Reihe um den texanisch-jüdischen Countrysänger und Privatermittler wieder auf Deutsch erschienen. Übersetzt von Hen Hermanns und mit einem Nachwort von Franz Dobler, der deutschen Cowboyinstitution auf der Literatur-Ranch.
Mit den Kinky-Krimis bastelte Friedman an einem literarischen Spiel mit der eigenen Biografie. Denn tatsächlich war Kinky Countrysänger und unterwegs mit einer Band, die sich The Texas Jewboys nannte. Als Antwort auf die stramm konservative Merle-Haggard-Hymne „Okie from Muskogee” sang der Kinkster beispielsweise „Asshole from El Paso”.
Aber weil er seiner Meinung nach trotzdem blendend in die Südstaaten passte, kandidierte der Freund von Bill Clinton und George Bush 2006 glatt für den Posten des texanischen Gouverneurs. Ergebnis: immerhin acht Prozent. Wer aktuell seine Homepage besucht, sieht, dass der Mann sich momentan mit dem Vertrieb von Tequila, einer eigenen Kinky-Kaffeemischung und Kinky-Zigarren beschäftigt.
Zurück zur Romanhandlung... Ach, die Handlung. Wer kann schon einen Chandler-Roman zusammenfassen? Die Katze von Kinkys Freundin Jane ist aus einer Katzenausstellung im Madison Square Garden verschwunden. Ein Literaturagent ist ermordet worden. Kinky trifft auf ein reizendes palästinensisch-kolumbianisches Geschöpf und will als Jude mit etwas Sex für Frieden im Nahen Osten Sorgen. Dann hat er plötzlich die kolumbianische Drogenmafia an der Hacke und ein ziegelsteingroßes Päckchen Koks in der Hand. Eine echte Herausforderung für eine – im echten wie im literarischen Leben – ehemalige, aber veritable Pudernase.
Kinky Friedmans Kriminalromane zu lesen macht natürlich keinen Sinn, ist aber, wenn gerade ein paar Überstunden auf der Lebensuhr aufgelaufen sind, die ideale Beschäftigung, um sie abzubauen. Von welchem Buch kann man so etwas schon sagen?
Kinky Friedman: „Wenn die Katze weg ist ...” (Milena Verlag, 220 Seiten, 17.90 Euro)
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