Erwachsen und vernünftig

The Cranberries haben mit „Roses” ein neues Album veröffentlicht
Christian Jooß |
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Es war 1994. Man fühlte, dass der Grunge mit seinem subkulturellen Getue im großen Strom aufgegangen war und konnte sich wieder dem Pop ergeben. „Zombie” hieß der Song, dessen schwarzweißen Kriegsbildern man in jenen Zeiten, als sich Jugendliche noch für MTV interessierten, nicht entkommen konnte. Fast schon ordentlich verzerrte Gitarren, Dolores O’Riordans Stimme mit ihren Kieksern, die einen keltisch vereinnahmt, und eine korrekte Haltung zum nordirischen Gewaltwahnsinn.

„Roses” heißt jetzt das Album, mit dem die irischen Cranberries nach über zehn Jahren in Originalbesetzung die Rückkehr versuchen. Eine Rückkehr für Fans Mitte bis Ende 30, die sich in all dem schnellen Pop-Wirbel mit der durch Erinnerung bewährten Musik ihrer Jugend ausruhen wollen. Allerdings: Wenn sie selber Kinder haben, ahnen sie nach dem Album, dass, wer heute jung ist, hier nicht vor Begeisterung kreischt.

Mit Gimmicks tapezierter Gefälligkeitspop

In „Schizophrenic Playboys”, einem der trotz des Streichquartetts energischeren Song von „Roses”, hört man O’Riordan, wie sie einen sorgenden Blick auf die Liebesspiele der hormondurchgeknallten Jugend wirft. Der Cranberries-Pop wächst mit seinen Erziehungsaufgaben – das ist ja durchwegs sympathisch, und zu der klingelnden Gitarre von „Tomorrow” versucht man sich in aufmunterndem Verständnis für eine Generation, vor der das Leben ausgebreitet liegt. Ein paar Jahre später kehrt schon die Ruhe ein. In „Waiting In Walthamstow” sieht man zwei Liebende sich in drei Akkorden auf einem Londoner Bahnsteig aufeinander zubewegen.

Nur: Zwischen Songs, deren Rührung im Konkreten liegt, findet sich das Füllmaterial, für das symptomatisch hier ein Titel wie „Raining In My Heart” stehen soll: Die Sonne scheint heute nicht und die Sängerin würde gerne fliegen können, sagt sie, und reimt doch lieblos die Klischees aneinander. Das sind die immer wiederkehrenden Momente, wo einem die Oberflächlichkeit dieses mit Gimmicks wie dem weltmusiktauglichen Akkordeon tapezierten Gefälligkeitspop doch unangenehm deutlich wird.

The Cranberries: „Roses”, (Vertigo/Universal)

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