„Eroica“ mit Christian Thielemann: Zurück zum Alten
Nach der „Eroica“ gab es ein kräftiges, unüberhörbares Buh. Wer den neusachlich-forschen Beethoven im Stil der historischen Aufführungspraxis liebt, hat an Christian Thielemanns Deutung gewiss wenig Freude. Sein Beethoven ist nicht forsch und aufbegehrend, sondern schwer und dunkel.
Nach der „Eroica“ gab es ein kräftiges, unüberhörbares Buh. Wer den neusachlich-forschen Beethoven im Stil der historischen Aufführungspraxis liebt, hat an Christian Thielemanns Deutung gewiss wenig Freude. Auch über sein mehr blockierend als schöpferisch gelebtes Amtsverständnis als Generalmusikdirektor lässt sich in den verbleibenden eineinhalb Jahre noch trefflich weiterstreiten.
Aber Musik ist keine höhere Rechthaberei. Thielemanns Espressivo-Beschwörungen sind gewiss einseitig, aber sie schlagen in Bann, wenn man die Ohren aufsperrt. Sein Beethoven ist nicht forsch und aufbegehrend, sondern bereits in den eröffnenden Orchesterschlägen schwer und dunkel. Aus einem sehr freien Tempo entstehen gewaltige Steigerungen. Im Finale inszeniert Thielemann vor dem „Poco andante“ eine gewaltige Spannungspause. Sie ist zwar in den Noten nicht vorgesehen, aber sehr eindrucksvoll.
Maurizio Pollinis der reinen Schönheit verpflichteter Mozart im Klavierkonzert KV 488 ließe sich mit guten Argumenten altmodisch nennen. Aber wie bei der „Eroica“ schien auch diese aus der Zeit gefallene Deutung aus dem Augenblick heraus neu gezeugt. Thielemann hörte genau auf Pollini, die Münchner Philharmoniker fanden zu einem einfühlsamen Dialog mit dem Solisten.
Diese Geschlossenheit entwaffnete alle Einwände gegen das Verschleifen von Gegensätzen und die Leugung von Mozarts musikalischer Nervosität. Oder, um ein Wort von Giuseppe Verdi zu zitieren: Es kann ein Fortschritt sein, zum Alten zurückzukehren.
Robert Braunmüller
Wieder Sa. und So., 19 Uhr, ausverkauft