Erfolg mit Liebeskummer

Heute startet die zweite Staffel der RTL-Serie „Doctor’s Diary“. Der Drehbuchautor Bora Dagtekin weiß, was sich Frauen wünschen
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Heute startet die zweite Staffel der RTL-Serie „Doctor’s Diary“. Der Drehbuchautor Bora Dagtekin weiß, was sich Frauen wünschen

Gretchen Haase hat Liebeskummer. Gut, das ist nichts Neues. Aber es garantiert, dass jede Menge Zuschauer einschalten. Während eine eigenproduzierte Serie nach der anderen floppte, verbuchte RTL im vergangenen Jahr mit „Doctor’s Diary“ einen echten Erfolg: Das Comedy-Format rund um die blonde Ärztin auf der Suche nach der großen Liebe war 2008 senderübergreifend der erfolgreichste Serienstart. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erzielte es 16,5 Prozent Marktanteil.

Heute startet die zweite Staffel und Gretchen (Diana Amft) hat immer noch große Gefühle für den Macho-Oberarzt Dr. Marc Meier (Florian David Fitz). Sie findet ihren Hintern weiterhin viel zu dick und tritt auch in den neuen Folgen mit Begeisterung in jedes Fettnäpfchen. Warum? Weil es Bora Dagtekin so will. Er hat die Bücher zur der mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Serie geschrieben.

„Natürlich haben wir immer das Publikum im Blick“, sagt der 30-Jährige, der auch schon die ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ schrieb. „Deshalb haben wir auch nicht viel verändert.“ Zum Macho-Oberarzt und dem romantischen Gynäkologen Dr. Mehdi Kaan (Kai Schumann) gesellt sich allerdings ein dritter Mann, der Gretchens Leben durcheinanderwirbeln könnte: der ungehobelte Millionär Alexis von Buren (Steffen Groth).

Noch bevor die erste Staffel von „Doctor’s Diary“ gestartet war, gab so mancher Kritiker die Serie schon verloren. Das sei doch alles nur bei „Bridget Jones“ geklaut, musste der Autor hören. „Das ist mir egal“, sagt Dagtekin der AZ. „Deutschland ist in der Kultur des Geschichtenerzählens im bewegten Bild wirklich noch im Mittelalter.“ In Amerika sei es ganz normal, dass man seine Idee als „Bridget Jones wird Ärztin“ vorstellt. „Und jeder würde dort sagen: Geil, wo soll ich unterschreiben? Bei einem Pitch entscheiden unkreative Leute, Wirtschaftsmenschen, darüber, ob ich eine Serie machen darf oder nicht. Da hilft ein Aufhänger wie ,Bridget Jones’, und am Ende wird es trotzdem etwas Eigenes.“

Gretchen Haase lässt wieder kein Fettnäpfchen aus

Dagtekins Erfolgsgeheimnis: „Wir sind mit Leidenschaft dabei. Bei vielen anderen Formaten bezweifle ich, dass die Macher sich selbst alle Folgen gerne anschauen würden.“ Der Autor kennt auch seine Zielgruppe ganz genau: „Eine Serie ohne ein großes weibliches Stammpublikum ist nicht überlebensfähig“, sagt er. Frauen sind treue Zuschauer. Männer dagegen kaufen sich das Ganze eher auf DVD. Sie sind eben prinzipiell nicht so treue Wesen.“

Klar, dass die Hauptrolle also weiblich sein muss – „aber das ist ja mittlerweile wirklich Standard“, betont Dagtekin. Mit ihren kleinen Fehlern und Schwächen bietet Gretchen besonders viel Identifikationspotenzial. Dagtekin erzählt seine Geschichten immit einem Augenzwinkern. In der Doppelfolge, mit der die zweite Staffel heute startet, rutscht der einstigen Klassenschönheit die Perücke vom Kopf: Sie hat Krebs. „Auch über so was kann man lachen“, meint der Autor. Denn: „Tod und Liebe sind zwei Phänomene, die sich nur mit Humor bewältigen lassen.“

Und was sagt der Sender, wenn’s mal zu makaber wird? „Geschmacksfragen werden diskutiert“, so Dagtekin. „Bislang war ich aber mit noch keinem Kompromiss unglücklich.“ Manchmal aber dürfe er einen bestimmten Promi nicht verarschen. „Wenn RTL mit ihm einen Megavertrag geschlossen hat, hört man dann schon mal: ,Kannst du den Witz nicht über jemanden in der ARD machen?’“

Bora Dagtekin mischt auch bei Besetzung, Musik und Setdesign mit. Das Preisgeld, das er für den Bayerischen Fernsehpreis bekam, wollte er gar in einen Stunt stecken. Weil es die „Doctor’s Diary“-Produzenten aber dann auch ohne seine Hilfe hingekriegt haben, schmeißt er heute Abend eine Party. „Wir gucken alle gemeinsam die erste Folge und feiern ein bisschen.“

Kommt auch die zweite „Doctor’s Diary“-Staffel beim Publikum an, wird’s eine dritte geben. Spürt Dagtekin die Wirtschaftskrise? „Nein“, sagt er bestimmt. „Als ich angefangen habe, hatten die Sender auch kein Geld. Jetzt haben sie nur einen Grund dafür, dass sie kein Geld haben.“

Angelika Kahl

Montags, 20.15 Uhr, RTL

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