Ende und Aufbruch bei der Lach- und Schieß
Das Ensemble der Lach- und Schießgesellschaft geht getrennte Wege. Ecco Meineke schreibt ein neues Progamm und sucht Mitspieler
Last Minute“ heißt das aktuelle Programm des Lach- und Schießensembles. Es wurde ihr letztes. Sechs Jahre nach dem Start mit „Jenseits von Oz“ gehen Sonja Kling, Thomas Wenke und Ecco Meineke getrennte Wege. Dahinter steckt aber kein Krach, sondern einfach unterschiedliche Lebensplanungen. Ecco Meineke, der für die Lach- und Schießgesellschaft bereits an einem neuen Programm schreibt, wird sich dafür neue Mitspieler suchen.
Denn Sonja Kling zieht es auf die andere Seite der Welt. Sie ist seit fast acht Jahren mit einem Neuseeländer verheiratet, dem Schauspieler und Comedian John Hudson von den Shennanigan Brothers, mit dem sie auch gemeinsam mit der „Kiwi Impro Show“ aufgetreten ist. Nun gehen beide für ein oder zwei Jahre nach Neuseeland. „Wir sind keine Aussteiger“, sagt Kling. „Mein Mann hat dort ein Netzwerk und viel in Communities gearbeitet. Da muss ich sehen, wie ich mich einbringen kann. Als Deutsche kann ich da wohl nur mit dem Exoten-Bonus arbeiten – so wie John hier in Deutschland.“
Eine gute Zeit
Vielleicht nutzt sie die Zeit, ein Solo-Programm zu schreiben. Dafür ließ ihr der „Fulltime-Job“ bei der Lach & Schieß keine Zeit. „Die sechs Jahre waren eine lange, gute Zeit“, resümiert sie. „Es war ein schöner gemeinsamer Weg. Aber jetzt muss ich auch mal wieder was anderes machen.“ Aus der Welt ist sie deswegen nicht – sie und John wollen zwischen den Kontinenten pendeln.
Ihr Weggang kommt für die anderen nicht überraschend, sie hatte ihn bereits im Sommer angekündigt. Auch Thomas Wenke reizen neue Aufgaben: Er ist ein vielbeschäftigter Sprecher und möchte wieder mehr Theater spielen. Schon nach dem vorletzten Programm „Verlängert“ wollte er eigentlich aussteigen, ließ sich dann aber doch nochmal zu „Last Minute“ überreden.
Im Vereinsheim wird heute die Derniere von „Last Minute“ gespielt – da treiben die Schauspieler üblicherweise Faxen. Das wird ein großes Fest, die Gästeliste ist übervoll.
Auseinander im Frieden
Ecco Meineke sieht entspannt in die Zukunft: „Das geht ganz friedlich auseinander. Das neue Programm zum Thema Arbeitsmarkt soll im Oktober oder November herauskommen. Um neue Ensemblemitglieder haben wir uns noch gar nicht gekümmert, das hat noch Zeit.“ Er sucht zwei oder drei Mitspieler, die länger zusammenbleiben sollen: „Kontinuität zahlt sich aus.“ Sucht er eher Kabarettisten, die auch an den Texten mitschreiben, oder reine Darsteller? „Gute Kabarettisten machen lieber Soloprogramme, denn das Ensemble-Leben ist schwer“, meint er. „Aber falls gute Autoren dabei sind, warum sollten sie nicht mitschreiben?“
Andreas Rebers, von 1997 bis 1999 bei der Lach & Schieß, bedauert die Trennung. „Die drei haben gut harmoniert und waren stark im Zusammenspiel. Ich hoffe, dass es weitergeht. Die Lach & Schieß ohne Ensemble, das wäre hart. Ensemble ist spannend und abwechslungsreich, weil man mehr Spielmöglichkeiten hat.“ Kabarett-Urgestein Jochen Busse gehörte von 1976 bis 1991 zum Ensemble und ist ein Fan der Teamarbeit: „Nichts ist intensiver als ein Ensemble. Das ist ein ganz anderer Spannungsbogen, als wenn einer allein auf der Bühne steht.“ Er kennt aber auch die wirtschaftliche Kehrseite: „Von den Abendeinnahmen kann einer gut leben, bei drei oder vieren wird’s schwierig.“
Gabriella Lorenz
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