Eiskalter Schwulst

"Gletscherblut", der ZDF-Katastrophenfilm ohne Katastrophe, war selbst für ein Alpendrama zu kitschig.
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"Gletscherblut", der ZDF-Katastrophenfilm ohne Katastrophe, war selbst für ein Alpendrama zu kitschig.

Das Timing war geschickt gewählt. Just zum Auftakt des Weltklimagipfels in Kopenhagen strahlte das ZDF das Bergdrama "Gletscherblut" aus (Montag, 20:15 Uhr). Gremms, ein kleines Dorf in den Tiroler Alpen, wird von einer nahenden Naturkatastrophe bedroht. Unter dem Gletscher hat sich eine gigantische Wassertasche gebildet. Bei einem Ausbruch würde das ganze Tal überflutet werden. Regisseur Thomas Kronthaler hat aus dem Stoff eine moderne Alpensaga gesponnen, in deren Netz sich Naturgewalten und menschliche Beziehungen verfangen.

Der profitgeile Bürgermeister Georg Hirtner (Günther Maria Halmer) will um jeden Preis ein riesiges Hotel errichten, während sein Schwiegersohn, der Gletscherexperte Carlo Bonatti (Tim Bergmann), die drohende Naturkatastrophe erkennt. Tochter und Ehefrau Lisa (Lisa Martinek) steht dabei plötzlich zwischen den beiden Männern - und zu allem Überdruss funkt es auch noch zwischen ihr und ihrem Ex, dem nach Norddeutschland abgewanderten Berufstaucher Markus Heuberger (Thomas Unger).

Das ZDF-Drama wird am Ende zu einem Katastrophenfilm ohne Katastrophe, weil Carlo und Markus im unterirdischen Gletschersee Sprengladungen anbringen, damit das Wasser kontrolliert ablaufen kann. Dass ausgerechnet ein Nordseetaucher die Alpenidylle rettet, ist eine zugegeben nicht unoriginelle Idee. Doch die (Computer-)Bilder vom abfließenden Wasser ebenso wie vom über dem Dorf drohenden Gletscher sind so auffallend künstlich, dass das fast schon unfreiwillig komisch wirkt. Und als wäre das alles noch nicht genug, entdecken die verfreundeten Rivalen Carlo und Markus schließlich, dass sie Halbbrüder sind. Eigentlich mehr Stoff, als selbst ein Alpendrama vertragen kann.

Und so verschmilzt "Gletscherblut" trotz einer Riege hervorragender Schauspieler an zu vielen Stellen ins Kitschige. Schade, denn eine Zeitlang hatte man die Hoffnung, dass dieser Film nicht ganz so schwülstig werden würde, wie der Titel befürchten ließ.
sk

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