Eintöniger Schnickschnack

Bei den Bregenzer Festspielen enttäuscht Mieczyslaw Weinbergs Oper „Das Portrait“
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Bei den Bregenzer Festspielen enttäuscht Mieczyslaw Weinbergs Oper „Das Portrait“

Heute heißen sie Neo Rauch oder Damian Hirst – in Gogols Novelle ist es der Maler Tschartkow, der sein Talent meistbietend zu vermarkten versteht, dabei aber zu guter Letzt dann doch den Kürzeren zieht. Bregenz-Chef David Pountney musste es vorher gewusst haben: Mieczyslaw Weinbergs satirisch gemeinte Oper „Das Portrait“ ist allenfalls ein Insider-Vergnügen, trotz Gogols Textvorlage und gelegentlich aufblitzender musikalischer Pointen.

Dabei ließe sich aus der märchenhaften Story durchaus etwas machen: Tschartkow kauft bei einem Trödler ein Portrait, das es in sich hat. Denn als sein wütender Vermieter erscheint, um ihn rauszuwerfen, fällt plötzlich Geld aus dem Rahmen. Tschartkow ist ein gemachter Mann.

Schostakowitsch und Co. standen Pate

Aber anstatt seine Talente weiterzuentwickeln, prostituiert er sich, malt billigen Plunder und kriecht der Sankt Petersburger Schickeria in den Hintern. Am Ende weiß er zwar, was er falsch gemacht hat, doch er stirbt, bevor er etwas ändern kann.

Weinberg hat sich dazu eine Menge Eintöniges einfallen lassen. Einmal mehr standen Schostakowitsch und Co. Pate. Tenor Peter Hoare als Tschartkow hatte Schwerstarbeit zu leisten. Nahezu zwei Stunden litt er auf der mit filmischem Schnickschnack ausgestatteten Bühne (Dick Bird), zumeist in voller Lautstärke, um sich gegen das grob dreinfahrende Symphonieorchester Voralberg unter Rossen Gergov behaupten zu können.

Regisseur John Fulljames ließ das Ensemble mit Bilderrahmen jonglieren, es gab Auf- und Abtritte wie üblich – und unter manchem Zuschauer wohl auch die Vermutung, dass diese Co-Produktion der Bregenzer Festspiele mit dem Pfalztheater Kaiserslautern nicht allzu teuer sein durfte. Schade.

Volker Boser

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