Eine Runde Mitleid für Schlecker - und Harry
Nur wenige Menschen sind schon komisch, wenn sie wortlos auf der Bühne herumstolpern. Harald Schmidt gehört zu ihnen. Aber da das nicht genügt an diesem Abend, spricht er auch. Über Inszenierungsraten in der Theaterkantine, über den enormen Verbrauch von Aperol Sprizz in Stadttheatern, über die Langweiligkeit von „Nathan der Weise”.
Ein paar seiner Witze versteht höchstens die Hälfte des Publikums – eine Tatsache, an der Schmidt sich ausgiebig weidet. Und weil das immer noch nicht reichen könnte, singt der Entertainer in der gut besuchten Philharmonie auch noch: einen Mini-Part aus Mozarts Singspiel „Der Schauspieldirektor”.
Es ist dramaturgisch günstig, dass seine unbeholfene Gesangseinlage den Schluss des Abends bildet. Danach hätte das Publikum möglicherweise nicht mehr gewagt, bei seinen Gags über musikalische Dilettanten zu lachen. Denn die Fallhöhe war gewaltig: Vor der Pause spielte das Originalklang-Ensemble Concerto Köln Symphonien von Henri-Joseph Rigel und Beethoven in kleiner, feiner Besetzung. Erst danach traten drei Solisten und der große Zampano auf, um den „Schauspieldirektor” zu geben – wenn auch nur in Auszügen. Aus Mozarts Musikposse hat Schmidt eine reine Nummernrevue gemacht, deren Zusammenhänge er eher nebenbei erläutert. Schließlich gilt es, Witze über die Schlecker-Insolvenz zu reißen.
Den Fans von Harald Schmidt gefiel diese Schwerpunktsetzung offensichtlich. Sie klatschten nicht nur begeistert nach seinen Sätzen, sondern bereits zwischen denen der Symphonien, worauf das Klassik-Publikum mit lautstarkem Gegrummel reagierte. Einigkeit herrschte dafür in Bezug auf die wunderbaren Sopranistinnen: Julia Bauer glänzte mit komischem Talent und strahlender Stimme, Yeree Suh mit Anmut und mädchenhaft schönem Klang. Dem Tenor Julian Prégardien blieb da nur die vornehme Zurückhaltung – und dem stimmlosen Bariton Harald Schmidt nur die Hoffnung auf das Mitleid des Publikums.