Eine Henne namens Angela Merkel

Bestsellerautor Jonas Jonasson über Politik, den Erfolgsdruck, das schwedische Königshaus und die Absurditäten des Lebens
Laura Gitschier |
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Der schwedische Autor Jonas Jonasson landet Bestseller wie aktuell mit „Die Analphabetin, die rechnen konnte“. Sein großer Wurf, "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, kommt am Donnerstag ins Kino.

Gab es einen hohen Druck , nach dem Erfolg des „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, ein zweites erfolgreiches Buch zu schreiben?

JONAS JONASSON: Nein, es hat mir einfach Spaß gemacht, an der „Analphabetin, die rechnen konnte“ zu schreiben. Es gab keinen Druck – bis allerdings ein Jahr vor Ablauf der Frist ein Missverständnis aufkam: Plötzlich bekam ich eine Mail aus Italien, eine aus Deutschland, die mir schon das fertige Cover des Buches zuschickten. Das Problem: Es gab noch kein fertiges Buch und auch keinen festen Titel. Im letzten Jahr, da gab es dann plötzlich ein wenig Zeitdruck.

In all Ihren Büchern haben Sie verrückte Einfälle. Einmal erfinden Sie etwa einen dummen Bruder von Albert Einstein. Woher kommen diese Ideen?

Vielleicht habe ich ein Talent, die kleinen und großen Absurditäten des Lebens zu beobachten. Aber ich kann nicht wirklich erklären, woher die Ideen kommen. Sie sind einfach da.

Für Ihren ersten Roman haben Sie Ihren alten Job aufgegeben. Was hätten Sie gemacht, wenn das Buch kein Erfolg geworden wäre?

Ich habe zuvor ein Medienunternehmen mit 100 Angestellten geleitet und es später für gutes Geld verkauft. Es gab also keinen finanziellen Druck. Ich wusste aber immer, dass ich Schriftsteller sein möchte, das Autorensein hat mir meine Identität zurückgegeben – der Erfolg war dann ein schöner Bonus. Einer meiner besten Freunde hat den „Hundertjährigen“ als Erster gelesen. Er sagte: „Das wird ein Bestseller. Aber wenn du damit wieder Millionen machst, dann hau’ ich dich.“

Sie haben Ihren alten Management-Job auch deshalb aufgegeben, um es ruhiger angehen zu lassen. Das Gegenteil ist passiert. Wie kommen Sie mit dem Rummel klar?

Um ehrlich zu sein – gar nicht. Es ist eine Menge los, ein bisschen zu viel sogar. Ich denke, ich muss in Zukunft mehr an mich denken und öfter auf meiner kleinen Insel Gotland bleiben.

In Ihren Büchern thematisieren Sie viele geschichtliche Ereignisse. Mussten Sie sich dafür extra einlesen?

Ich interessiere mich sehr für moderne Geschichte, Gesellschaft, Politik – und Sport. Durch dieses grundsätzliche Interesse weiß ich eine Menge. So kann ich Dinge kreieren. Politik etwa studiere ich so, als wäre es ein Fußballspiel. Die schwedische Wahl steht im nächsten Herbst an. Ich beobachte, wie die Politiker ihre Positionen einnehmen, wie sie sich aufstellen.

Verfolgen Sie auch die deutsche Politik?

Ich habe eine Henne zu Hause namens Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aber ernsthaft: Ich kenne mich in der deutschen Innenpolitik nicht so gut aus. Aber ich verfolge natürlich die deutschen Entscheidungen, zum Beispiel gerade im Ukraine-Konflikt, in dem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Deutschland eine Schlüsselrolle zukommt.

Was fasziniert Sie so sehr am Thema Atomwaffen, das immer wieder auftaucht?

Ich hatte schon Teile meines dritten Buches im Kopf, als ich merkte, dass, wenn ich noch mal eine Atombombe dazunehme, es langsam zu einer Trilogie ausartet. Generell will ich damit zeigen, was diese Waffe bedeutet, sie ist eine Art Dummheit der Menschheit. Wenn wir uns ein bisschen besser an die Vergangenheit erinnern, kommt so etwas vielleicht nicht wieder vor.

Die Verfilmung Ihres „Hundertjährigen“ kommt jetzt ins Kino. Waren Sie daran beteiligt?

Ja und nein. Ich war involviert bei der Entscheidung, wer die Rechte bekommt. Aber als das dann entschieden war, habe ich den Rest dem Regisseur und seinem Team überlassen. Und ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis.

Es gibt in Ihrem aktuellen Buch „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ auch einige Anspielungen auf das schwedische Königshaus. Wie stehen Sie zu Victoria und Co.?

Intellektuell gesehen ist die Idee, dass jemand per Geburt verantwortlich sein soll für ein ganzes Land, ein recht dummer Einfall. Aber in der Realität ist die Monarchie eine Tradition und sie ist eingebunden in die Demokratie. Die Mehrheit der Menschen will sie behalten. Unsere schwedische Königin ist toll und ich denke, Victoria und Daniel sind eine große Hoffnung für die Zukunft – also habe ich kein Problem damit.

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