„Eine für alle“: Frauenpower gegen die Krise

Die ARD will ihren stark gebeutelten Vorabend mit der neuen Dailysoap „Eine für alle“ mit dem Thema Finanzkrise aufmöbeln. Es wird ein Kampf gegen fiese Heuschrecken - und einen ungünstigen Sendeplatz.
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MÜNCHEN - Die ARD will ihren stark gebeutelten Vorabend mit der neuen Dailysoap „Eine für alle“ mit dem Thema Finanzkrise aufmöbeln. Es wird ein Kampf gegen fiese Heuschrecken - und einen ungünstigen Sendeplatz.

Es ist ein doppelt schwieriges Terrain, das Lilli Lemcke am Montag betritt. Nicht nur, dass die 39-jährige Ehefrau, Mutter und Schweißerin bei den Wetzmannwerken, gegen fiese Heuschrecken zu kämpfen hat. Sie tut dies ausgerechnet auch noch auf einem denkbar ungünstigen Sendeplatz: dem ARD-Vorabend um 18.50 Uhr.

Katharina Schubert schlüpft für die 200 Folgen der neuen Dailysoap „Eine für alle – Frauen können’s besser“ in die Rolle der Lilli, die für den symbolischen Preis von einem Euro die bedrohten Wetzmannwerke kauft, um die Arbeitsplätze zu retten.

Am Vorabend schwächelt die ARD

Doch kann ausgerechnet eine Soap den ARD-Vorabend retten, auf dem zuletzt alles zu scheitern schien? Bruce Darnells Stylingshow war ein Flop, auch eine Dating-Show wurde schnell abgesetzt. Selbst preisgekrönte Serien wie „Türkisch für Anfänger“ holten weniger Zuschauer als erhofft. „,Türkisch für Anfänger’ war für uns aber keine Quotenkatastrophe, weil wir damit Zuschauer erreicht haben, die die ARD sonst gar nicht mehr erreicht“, sagt Bettina Reitz, Leiterin des Programmbereichs Spiel-Film-Serie beim BR und Mitglied in der ARD-Gemeinschaftsredaktion Vorabend.

Für „Eine für alle“ ist Reitz als ausführende Produzentin verantwortlich. „Der Serienmarkt in Deutschland ist relativ dicht. Man braucht einen langen Atem, da sich nur Formate durchsetzen können, die langfristig angelegt sind und auch etwas Neues erzählen“, sagt sie. Also: Eine Soap mit dem Thema Finanzkrise.

Per Zufall in die Krise

„Als das erste Konzept stand, gab es von der jetzigen Krise noch keine Anzeichen“, sagt Reitz. Darin, dass „Eine für alle“ nun derart aktuell ist, sieht sie aber nicht nur Vorteile: „Wir sind gespannt, ob die Zuschauer, für die die Krise in allen Medien allgegenwärtig ist, auch noch gewillt sind, eine Serie anzuschauen, die sie zum Thema hat.“

Aber auch in dieser Soap sind natürlich Liebe und Freundschaft große Themen. „Man kann am Vorabend, wenn der Fernseher oft nebenbei läuft, den Zuschauern nicht die ganz schwierigen Probleme vorsetzen“, sagt Reitz. „Man muss ein Stück weit eine positive Grundhaltung vermitteln, deshalb denken die Hauptfiguren – das Frauen-Kleeblatt – sehr lösungsorientiert. Sie krempeln die Ärmel hoch und vermitteln: Es liegt auch an der Einstellung.“

Zehn Prozent wären nett

Das Kleeblatt komplettieren Lillis Freundinnen, die ebenfalls in den Wetzmannwerken arbeiten: Bärbel (36, Yasmina Djaballah), die von einem eigenen Haus für die Familie träumt, Yvonne (29, Katharina Kaali), die die Suche nach dem Mann des Lebens recht aktiv betreibt, und Melanie (25, Anna Hopperdietz), die hoffnungslos romantisch ist.

Einen Marktanteil von zehn Prozent beim Gesamtpublikum wünscht sich Reitz, das wäre in etwa so viel wie für die erste „Türkisch für Anfänger“-Staffel. Acht Prozent erhofft sie sich bei den Jungen – „das wäre auf dem derart beschädigten Sendeplatz ein ordentliches Ergebnis. Sollten wir anfangs ein wenig darunter bleiben, bin ich optimistisch, dass wir uns dahin entwickeln können. Sollten wir gleich ein paar Prozentpunkte darunter bleiben, wäre das sehr bitter.“

Angelika Kahl

Mo. bis Fr., 18.50 Uhr, ARD

Und wo bleibt die Männerwürde?

Die Werbekampagne zur neuen ARD-Serie „Eine für alle – Frauen können's besser“ wird wegen Sexismus kritisiert. Beim Deutschen Werberat ist in dieser Woche die Beschwerde eines Mannes eingegangen, der sich durch den Slogan der Sendung und die Radiospots „sexuell diskriminiert“ fühlt, wie das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ am Samstag vorab berichtete. ARD-Programmdirektor Volker Herres zeigte sich von der Reaktion überrascht. „Das übertrifft jede Fiktion an Lächerlichkeit“, sagte er dem Bericht zufolge.

Bei der ARD-Zuschauerredaktion gingen laut „Spiegel“ ebenfalls Proteste ein. Männer hätten gefordert, den Titel der am Montag (20. April, 18.50 Uhr) startenden Vorabendserie zu ändern und von der „Verunglimpfung eines Geschlechts“ gesprochen. Dass die Hauptfigur der Reihe Schweißerin ist, habe ein Zuschauer als „völlig unrealistisch“ bezeichnet. Ein anderer Mann habe in Bezug auf die Radiowerbung geschrieben, er wolle nicht „als lebendes Verkehrshindernis, herumirrender Gockel oder Versager bezeichnet“ werden. Es sei „ein Grad der Dreistigkeit erreicht, der den Bereich der Menschenwürde verlassen“ habe.

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