Eine, die weiß, wie man den Floh ins Ohr setzt
Opernfestspiele: Dorothea Röschmanns Liederabend im Prinzregententheater
Schon eine Viertelstunde vor Beginn waren die Programmhefte ausgegangen. Die Staatsoper machte Dorothea Röschmanns Liederabend so zum Diktions-Härtetest. Bei Beethoven, Schumann und Mahler war jedes Wort zu verstehen, nur bei Hugo Wolfs textgezeugten Mörike-Liedern schwand die Dichtung etwas in der Fülle des Wohllauts.
Die sympathisch-verschmitzte Sängerin rührte zuerst als Klärchen mit vollem Eisatz die Trommel und verabschiedete sich mit Mahlers komischem „Selbstgefühl“. So scharf Charakterisierendes wie das „Flohlied“ liegen der Sopranistin besonders. Anders als früher trumpft sie bei nachdenklicheren Nummern nicht mehr mit Opernpathos auf. Schumanns „Frauenliebe und Leben“ bestach gerade durch diskrete Schwärmerei, zu der Graham Johnsons pianistische Zurückhaltung wohltuend beitrug.
In den Wunderhorn-Liedern gelang dem Begleiter das seltene Wunder, die Orchesterversionen vergessen zu machen. Die heikle Naivität dieser Lieder machte der Sängerin mit ihrem fülligen, mezzohaften Timbre keine Mühe. Deshalb war dieses ungewöhnlich facettenreiche Programm eine runde Sache. RBR
Am 6. 7. um 20 Uhr singt Anja Harteros im Prinze, Tel.21851920